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Эффи Брист

Книга для чтения на немецком языке
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Теодор Фонтане является самым значительным немецким реалистом второй половины XIX века. Особым психологизмом отличается его роман «Эффи Брист». Сюжет разворачивается вокруг юной Эффи, которую против ее воли выдают замуж за немолодого дворянина. Лишь спустя много лет ее супруг узнает о ее недолгом давнем романе… В книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала, снабженный комментариями и словарем.
Фонтане, Т. Эффи Брист : художественная литература / Т. Фонтане. - Санкт-Петербург : КАРО, 2021. - 384 с. - (Klassische Literatur). - ISBN 978-5-9925-1529-9. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1864687 (дата обращения: 27.07.2024). – Режим доступа: по подписке.
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theodor fontane





                EFFI BRIEST





KLASSISCHE LITERATUR

KAPO
Санкт-Петербург


�ДК 372.881.111.22
ББК 81.2Нем
      Ф78

















       Фонтане, Теодор.
Ф78 Эффи Брист : книга для чтения на немецком языке / Т. Фонтане. — Санкт-Петербург : КАРО, 2021. — 384 с. — (Klassische Literatur).

          ISBN 978-5-9925-1529-9.

          Теодор Фонтане является самым значительным немецким реалистом второй половины XIX века. Особым психологизмом отличается его роман «Эффи Брист». Сюжет разворачивается вокруг юной Эффи, которую против ее воли выдают замуж за немолодого дворянина. Лишь спустя много лет ее супруг узнает о ее недолгом давнем романе...
          В книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала, снабженный комментариями и словарем.
УДК 372.881.111.22
ББК 81.2Нем


ISBN 978-5-9925-1529-9

© КАРО, 2021


           Erstes Kapitel


   In Front des schon seit Kurfurst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten Herrenhauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mittagsstille DorfstraBe, wahrend nach der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflugel einen breiten Schatten erst auf einen weiB und grun quadrierten Fliesengang und dann uber diesen hinaus auf ein groBes, in seiner Mitte mit einer Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica und Rhabarberstauden besetztes Rondell warf. Einige zwanzig Schritte weiter, in Richtung und Lage genau dem Seitenflugel entsprechend, lief eine ganz in kleinblattrigem Efeu stehende, nur an einer Stelle von einer kleinen weiBgestrichenen Eisentur unterbrochene Kirchhofsmauer, hinter der der Hohen-Cremmener Schindelturm mit seinem blitzenden, weil neuerdings erst wieder vergoldeten Wetterhahn aufragte. Fronthaus, Seitenflugel und Kirchhofsmauer bildeten ein einen kleinen Ziergarten umschlieBendes Hufeisen, an dessen offener Seite man eines Teiches mit Wassersteg und angeketteltem Boot und dicht daneben einer Schaukel gewahr wurde, deren horizontal gelegtes Brett zu Haupten und FuBen an je zwei Stricken hing - die Pfosten der Balkenlage schon etwas schief stehend. Zwischen Teich und Rondell aber und

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die Schaukel halb versteckend standen ein paar machtige alte Platanen.
   Auch die Front des Herrenhauses - eine mit Aloekubeln und ein paar Gartenstuhlen besetzte Rampe - gewahrte bei bewolktem Himmel einen angenehmen und zugleich allerlei Zerstreuung bietenden Aufenthalt; an Tagen aber, wo die Sonne niederbrannte, wurde die Gartenseite ganz entschieden bevorzugt, besonders von Frau und Tochter des Hauses, die denn auch heute wieder auf dem im vollen Schatten liegenden Fliesengange saBen, in ihrem Rucken ein paar offene, von wildem Wein umrankte Fenster, neben sich eine vorspringende kleine Treppe, deren vier Steinstufen vom Garten aus in das Hochparterre des Seitenflugels hinauffuhrten. Beide, Mutter und Tochter, waren fleiBig bei der Arbeit, die der Herstellung eines aus Einzelquadraten zusammenzusetzenden Altarteppichs galt; ungezahlte Wollstrahnen und Seidendocken lagen auf einem groBen runden Tisch, bunt durcheinander, dazwischen, noch vom Lunch her, ein paar Dessertteller und eine mit groBen, schonen Stachelbeeren gefullte Majolikaschale. Rasch und sicher ging die Wollnadel der Damen hin und her, aber wahrend die Mutter kein Auge von der Arbeit lieB, legte die Tochter, die den Rufnamen Effi fuhrte, von Zeit zu Zeit die Nadel nieder und erhob sich, um unter allerlei kunstgerechten Beugungen und Streckungen den ganzen Kursus der Heil- und Zimmergymnastik durchzumachen. Es war ersichtlich, dass sie sich diesen absichtlich ein wenig ins Komische gezogenen Ubungen mit ganz besonderer Liebe hingab, und wenn sie dann so dastand und, langsam die Arme hebend, die Handflachen hoch uber dem Kopf zusammenlegte, so sah auch wohl die Mama von ihrer Handarbeit auf, aber immer nur fluchtig

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nd verstohlen, weil sie nicht zeigen wollte, wie entzuckend sie ihr eigenes Kind finde, zu welcher Regung mutterlichen Stolzes sie voll berechtigt war. Effi trug ein blau und weiB gestreiftes, halb kittelartiges Leinwandkleid, dem erst ein fest zusammengezogener bronzefarbener Ledergurtel die Taille gab; der Hals war frei, und uber Schulter und Nacken fiel ein breiter Matrosenkragen. In allem, was sie tat, paarte sich Ubermut und Grazie, wahrend ihre lachenden braunen Augen eine groBe, naturliche Klugheit und viel Lebenslust und Herzensgute verrieten. Man nannte sie die „Kleine“, was sie sich nur gefallen lassen musste, weil die schone, schlanke Mama noch um eine Handbreit hoher war.
   Eben hatte sich Effi wieder erhoben, um abwechselnd nach links und rechts ihre turnerischen Drehungen zu machen, als die von ihrer Stickerei gerade wieder aufblickende Mama ihr zurief: „Effi, eigentlich hattest du doch wohl Kunstreiterin werden mussen. Immer am Trapez, immer Tochter der Luft. Ich glaube beinah, dass du so was mochtest.“
   „Vielleicht, Mama. Aber wenn es so ware, wer ware schuld? Von wem hab ich es? Doch nur von dir. Oder meinst du von Papa? Da musst du nun selber lachen. Und dann, warum steckst du mich in diesen Hanger, in diesen Jungenskittel? Mitunter denk ich, ich komme noch wieder in kurze Kleider. Und wenn ich die erst wieder habe, dann knicks ich auch wieder wie ein Backfisch, und wenn dann die Rathenower heruberkommen, setze ich mich auf Oberst Goetzes Schoss und reite hopp, hopp. Warum auch nicht? Drei Viertel ist er Onkel und nur ein Viertel Courmacher. Du bist schuld. Warum kriege ich keine Staatskleider? Warum machst du keine Dame aus mir?“
   „Mochtest du’s?“

Effi Briest

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   „Nein.“ Und dabei lief sie auf die Mama zu und umarmte sie sturmisch und kusste sie.
   „Nicht so wild, Effi, nicht so leidenschaftlich. Ich beunruhige mich immer, wenn ich dich so sehe ...“ Und die Mama schien ernstlich willens, in AuBerung ihrer Sorgen und Angste fortzufahren. Aber sie kam nicht weit damit, weil in ebendiesem Augenblicke drei junge Madchen aus der kleinen, in der Kirchhofsmauer angebrachten Eisentur in den Garten eintraten und einen Kiesweg entlang auf das Rondell und die Sonnenuhr zuschritten. Alle drei gruBten mit ihren Sonnenschirmen zu Effi heruber und eilten dann auf Frau von Briest zu, um dieser die Hand zu kussen. Diese tat rasch ein paar Fragen und lud dann die Madchen ein, ihnen oder doch wenigstens Effi auf eine halbe Stunde Gesellschaft zu leisten. „Ich habe ohnehin noch zu tun, und junges Volk ist am liebsten unter sich. Gehabt euch wohl.“ Und dabei stieg sie die vom Garten in den Seitenflugel fuhrende Steintreppe hinauf.
   Und da war nun die Jugend wirklich allein.
   Zwei der jungen Madchen - kleine, rundliche Personchen, zu deren krausem, rotblondem Haar ihre Sommersprossen und ihre gute Laune ganz vorzuglich passten - waren Tochter des auf Hansa, Skandinavien und Fritz Reuter eingeschworenen Kantors Jahnke, der denn auch, unter Anlehnung an seinen mecklenburgischen Landsmann und Lieblingsdichter und nach dem Vorbilde von Mining und Lining¹, seinen eigenen Zwillingen die Namen Bertha und

   ¹ Персонажи романа Фритца Ройтера „Aus meiner Stromzeit“ (1862-1864), чьи имена связываются в сознании Т. Фонтане с провинциальной ограниченностью своих героев.

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ertha gegeben hatte. Die dritte junge Dame war Hulda Niemeyer, Pastor Niemeyers einziges Kind; sie war damenhafter als die beiden anderen, dafur aber langweilig und eingebildet, eine lymphatische Blondine, mit etwas vorspringenden, bloden Augen, die trotzdem bestandig nach was zu suchen schienen, weshalb denn auch Klitzing von den Husaren gesagt hatte: „Sieht sie nicht aus, als erwarte sie jeden Augenblick den Engel Gabriel?“ Effi fand, dass der etwas kritische Klitzing nur zu sehr recht habe, vermied es aber trotzdem, einen Unterschied zwischen den drei Freundinnen zu machen. Am wenigsten war ihr in diesem Augenblicke danach zu Sinn, und wahrend sie die Arme auf den Tisch stemmte, sagte sie: „Diese langweilige Stickerei. Gott sei Dank, dass ihr da seid.“
    „Aber deine Mama haben wir vertrieben“, sagte Hulda.
    „Nicht doch. Wie sie euch schon sagte, sie ware doch gegangen; sie erwartet namlich Besuch, einen alten Freund aus ihren Madchentagen her, von dem ich euch nachher erzahlen muss, eine Liebesgeschichte mit Held und Heldin und zuletzt mit Entsagung. Ihr werdet Augen machen und euch wundern. Ubrigens habe ich Mamas alten Freund schon druben in Schwantikow gesehen; er ist Landrat, gute Figur und sehr mannlich.“
    „Das ist die Hauptsache“, sagte Hertha.
    „Freilich ist das die Hauptsache,“ Weiber weiblich, Manner mannlich“ - das ist, wie ihr wisst, einer von Papas Lieblingssatzen. Und nun helft mir erst Ordnung schaffen auf dem Tisch hier, sonst gibt es wieder eine Strafpredigt.“
    Im Nu waren die Docken in den Korb gepackt, und als alle wieder saBen, sagte Hulda: „Nun aber, Effi, nun ist es Zeit,

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nun die Liebesgeschichte mit Entsagung. Oder ist es nicht so schlimm?“
    „Eine Geschichte mit Entsagung ist nie schlimm. Aber ehe Hertha nicht von den Stachelbeeren genommen, eh kann ich nicht anfangen - sie lasst ja kein Auge davon. Ubrigens nimm, soviel du willst, wir konnen ja hinterher neue pflucken; nur wirf die Schalen weit weg oder, noch besser, lege sie hier auf die Zeitungsbeilage, wir machen dann eine Tute daraus und schaffen alles beiseite. Mama kann es nicht leiden, wenn die Schlusen so uberall umherliegen, und sagt immer, man konne dabei ausgleiten und ein Bein brechen.“
    „Glaub ich nicht“, sagte Hertha, wahrend sie den Stachelbeeren fleiBig zusprach.
    „Ich auch nicht“, bestatigte Effi. „Denkt doch mal nach, ich falle jeden Tag wenigstens zwei-, dreimal, und noch ist mir nichts gebrochen. Was ein richtiges Bein ist, das bricht nicht so leicht, meines gewiss nicht und deines auch nicht, Hertha. Was meinst du, Hulda?“
    „Man soll sein Schicksal nicht versuchen; Hochmut kommt vor dem Fall.“
    „Immer Gouvernante; du bist doch die geborne alte Jungfer.“
    „Und hoffe mich doch noch zu verheiraten. Und vielleicht eher als du.“
    „Meinetwegen. Denkst du, dass ich darauf warte? Das fehlte noch. Ubrigens, ich kriege schon einen, und vielleicht bald. Da ist mir nicht bange. Neulich erst hat mir der kleine Ventivegni von druben gesagt: ,,Fraulein Effi, was gilt die Wette, wir sind hier noch in diesem Jahre zu Polterabend und Hochzeit.“

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   „Und was sagtest du da?“
    „Wohl moglich’, sagt ich, ,wohl moglich; Hulda ist die alteste und kann sich jeden Tag verheiraten.“ Aber er wollte davon nichts wissen und sagte: ,Nein, bei einer anderen jungen Dame, die geradeso brunett ist, wie Fraulein Hulda blond ist.‘ Und dabei sah er mich ganz ernsthaft an ... Aber ich komme vom Hundertsten aufs Tausendste und vergesse die Geschichte.“
    „Ja, du brichst immer wieder ab; am Ende willst du nicht.“
    „Oh, ich will schon, aber freilich, ich breche immer wieder ab, weil es alles ein bisschen sonderbar ist, ja beinah romantisch.“
    „Aber du sagtest doch, er sei Landrat.“
    „Allerdings Landrat. Und er heiBt Geert von Innstetten, Baron von Innstetten.“
    Alle drei lachten.
    „Warum lacht ihr?“ sagte Effi pikiert. „Was soll das heiBen?“
    „Ach, Effi, wir wollen dich ja nicht beleidigen und auch den Baron nicht. Innstetten sagtest du? Und Geert? So heiBt doch hier kein Mensch. Freilich, die adeligen Namen haben oft so was Komisches.“
    „Ja, meine Liebe, das haben sie. Dafur sind es eben Adelige. Die durfen sich das gonnen, und je weiter zuruck, ich meine der Zeit nach, desto mehr durfen sie sich’s gonnen. Aber davon versteht ihr nichts, was ihr mir nicht ubelnehmen durft. Wir bleiben doch gute Freunde. Geert von Innstetten also und Baron. Er ist geradeso alt wie Mama, auf den Tag.“
    „Und wie alt ist denn eigentlich deine Mama?“
    „AchtunddreiBig.“

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    „Ein schones Alter.“
    „Ist es auch, namentlich wenn man noch so aussieht wie die Mama. Sie ist doch eigentlich eine schone Frau, findet ihr nicht auch? Und wie sie alles so weghat, immer so sicher und dabei so fein und nie unpassend wie Papa. Wenn ich ein junger Leutnant ware, so wurd ich mich in die Mama verlieben.“
    „Aber Effi, wie kannst du nur so was sagen“, sagte Hulda. „Das ist ja gegen das vierte Gebot.“
    „Unsinn. Wie kann das gegen das vierte Gebot sein? Ich glaube, Mama wurde sich freuen, wenn sie wusste, dass ich so was gesagt habe.“
    „Kann schon sein“, unterbrach hierauf Hertha. „Aber nun endlich die Geschichte.“
    „Nun, gib dich zufrieden, ich fange schon an ... Also Baron Innstetten! Als er noch keine zwanzig war, stand er druben bei den Rathenowern und verkehrte viel auf den Gutern hierherum, und am liebsten war er in Schwantikow druben bei meinem GroBvater Belling. Naturlich war es nicht des GroBvaters wegen, dass er so oft druben war, und wenn die Mama davon erzahlt, so kann jeder leicht sehen, um wen es eigentlich war. Und ich glaube, es war auch gegenseitig.“
    „Und wie kam es nachher?“
    „Nun, es kam, wie’s kommen musste, wie’s immer kommt. Er war ja noch viel zu jung, und als mein Papa sich einfand, der schon Ritterschaftsrat war und Hohen-Cremmen hatte, da war kein langes Besinnen mehr, und sie nahm ihn und wurde Frau von Briest ... Und das andere, was sonst noch kam, nun, das wisst ihr ... das andere bin ich.“

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