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Страдания юного Вертера: роман. Избранная лирика

Книга для чтения на немецком языке
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В книгу включены роман и лирические стихотворения классика немецкой литературы. Книга представляет собой неадаптированный текст для чтения с необходимыми комментариями и словарем. Для учащихся старших классов языковых школ, вузов, курсов иностранных языков и самостоятельного чтения.
Гете, И. В. Страдания юного Вертера: роман. Избранная лирика : книга для чтения на немецком языке : пособие / И. В. Гете. - Санкт-Петербург : КАРО, 2020. - 256 с. - (Klassische Literatur). - ISBN 978-5-9925-1447-6. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1864683 (дата обращения: 27.07.2024). – Режим доступа: по подписке.
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                johann woligang goethe





DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS
Gedichte



KLASSISCHE LITERATUR


Подготовка текста, комментарии и словарь А. А. Верлинской





КАРО
Санкт-Петербург


      УДК 372.8
       ББК 81.2 Нем-93
           Г44

















               Гёте, Иоганн Вольфганг.
        Г44 Страдания юного Вертера: Роман. Избранная лирика: Книга для чтения на немецком языке / И. В. Гёте. — Санкт-Петербург : КАРО, 2020. — 256 с. : ил. — (Klassische Literatur).

               ISBN 978-5-9925-1447-6.

                   В книгу включены роман и лирические стихотворения классика немецкой литературы.
                   Книга представляет собой неадаптированный текст для чтения с необходимыми комментариями и словарем. Для учащихся старших классов языковых школ, вузов, курсов иностранных языков и самостоятельного чтения.
УДК 372.8
ББК 81.2 Нем-93

ISBN 978-5-9925-1447-6

© КОРОНА принт, 2005
© КАРО, 2005


ie Leiden des jungen Werthers


   Was ich von der Geschichte des armen Werthers nur habe auffinden kon-nen, habe ich mit Fleifi gesammlet, und lege es euch hier vor und weis, dafi ihr mir's danken werdet. Ihr konnt seinem Geiste und seinem Charakter eure Be-wunderung und Liebe, seinem Schick-sale eure Tranen nicht versagen.

    Und du gute Seele, die du ebenden Drang fiuhlst wie er, schapfe Trost aus seinem Leiden, und lafi das BUchlein dei-nen Freund sein, wenn du aus Geschick oder eigener Schuld keinen nahernfinden kannst.




m 4. Mai 1771
    Wie froh bin ich, dafi ich weg bin! Bester Freund, was ist das Herz des Menschen! Dich zu verlassen, den ich so liebe, von dem ich unzer-trennlich war, und froh zu sein! Ich weifi, du ver-zeihst mir's. Waren nicht meine ubrigen Verbin-dungen recht ausgesucht vom Schicksal, um ein Herz wie das meine zu angstigen? Die arme Leonore! Und doch war ich unschuldig. Konnt' ich dafur, dafi, wahrend die eigensinnigen Reize ih-rer Schwester mir eine angenehme Unterhaltung verschafften, dafi eine Leidenschaft in dem armen Herzen sich bildete? Und doch — bin ich ganz unschuldig? Hab' ich nicht ihre Empfindungen ge-nahrt? Hab' ich mich nicht an den ganz wahren Ausdrucken der Natur, die uns so oft zu lachen machten, so wenig lacherlich sie waren, selbst er-gotzt? Hab' ich nicht — o was ist der Mensch, dafi er uber sich klagen darf! Ich will, lieber Freund, ich verspreche dir's, ich will mich bessern, will

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OHANN WOLFGANG GOETHE

nicht mehr ein bifichen Ubel, das uns das Schicksal vorlegt, wiederkauen, wie ich's immer getan habe; ich will das Gegenwartige geniefien, und das Ver-gangene soll mir vergangen sein. Gewifi, du hast recht, Bester, der Schmerzen waren minder unter den Menschen, wenn sie nicht — Gott weifi, war-um sie so gemacht sind! — mit so viel Emsigkeit der Einbildungskraft sich beschaftigten, die Erinnerungen des vergangenen Ubels zuruckzurufen, eher als eine gleichgultige Gegenwart zu ertragen.
    Du bist so gut, meiner Mutter zu sagen, dafi ich ihr Geschaft bestens betreiben und ihr ehstens Nach-richt davon geben werde. Ich habe meine Tante ge-sprochen und bei weitem das bose Weib nicht ge-funden¹, das man bei uns aus ihr macht. Sie ist eine muntere, heftige Frau von dem besten Herzen. Ich erklarte ihr meiner Mutter Beschwerden uber den zuruckgehaltenen Erbschaftsanteil; sie sagte mir ihre Grunde, Ursachen und die Bedingungen, unter wel-chen sie bereit ware, alles herauszugeben, und mehr als wir verlangten — kurz, ich mag jetzt nichts davon schreiben, sage meiner Mutter, es werde alles gut gehen. Und ich habe, mein Lieber, wieder bei diesem kleinen Geschaft gefunden, dafi Mifiver
¹ und bei weit em das base Weib nicht gefunden — и она оказалась совсем не такой ведьмой

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tandnisse und Tragheit vielleicht mehr Irrungen in der Welt machen als List und Bosheit. Wenigstens sind die beiden letzteren gewifi seltener.
    Ubrigens befinde ich mich hier gar wohl. Die Einsamkeit ist meinem Herzen kostlicher Balsam in dieser paradiesischen Gegend, und diese Jah-reszeit der Jugend warmt mit aller Fulle mein oft schauderndes Herz. Jeder Baum, jede Hecke ist ein Straufi von Bluten, und man mochte zum Maienkafer werden, um in dem Meer von Wohl-geruchen herumschweben und alle seine Nahrung darin finden zu konnen.
    Die Stadt selbst ist unangenehm, dagegen rings umher eine unaussprechliche Schonheit der Natur. Das bewog den verstorbenen Grafen von M., ei-nen Garten auf einem der Hugel anzulegen, die mit der schonsten Mannigfaltigkeit sich kreuzen und die lieblichsten Taler bilden. Der Garten ist einfach, und man fuhlt gleich bei dem Eintritte, dafi nicht ein wissenschaftlicher Gartner, sondern ein fuhlen-des Herz den Plan gezeichnet, das seiner selbst hier geniefien wollte. Schon manche Trane hab' ich dem Abgeschiedenen in dem verfallenen Kabinettchen geweint, das sein Lieblingsplatzchen war und auch meines ist. Bald werde ich Herr vom Garten sein; der Gartner ist mir zugetan, nur seit den paar Ta-gen, und er wird sich nicht ubel dabei befinden.

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OHANN WOLFGANG GOETHE

Am 10. Mai
    Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, gleich den sufien Fruhlings-morgen, die ich mit ganzem Herzen geniefie. Ich bin allein und freue mich meines Lebens in dieser Gegend, die fur solche Seelen geschaffen ist wie die meine. Ich bin so glucklich, mein Bester, so ganz in dem Gefuhle von ruhigem Dasein versun-ken, dafi meine Kunst darunter leidet. Ich konnte jetzt nicht zeichnen, nicht einen Strich, und bin nie ein grofierer Maler gewesen als in diesen Au-genblicken. Wenn das liebe Tal um mich dampft, und die hohe Sonne an der Oberflache der un-durchdringlichen Finsternis meines Waldes ruht, und nur einzelne Strahlen sich in das innere Hei-ligtum stehlen, ich dann im hohen Grase am fal-lenden Bache liege, und naher an der Erde tau-send mannigfaltige Graschen mir merkwurdig werden; wenn ich das Wimmeln der kleinen Welt zwischen Halmen, die unzahligen, unergrundli-chen Gestalten der Wurmchen, der Muckchen naher an meinem Herzen fuhle, und fuhle die Gegenwart des Allmachtigen, der uns nach sei-nem Bilde schuf, das Wehen des Alliebenden, der uns in ewiger Wonne schwebend tragt und erhalt; mein Freund! Wenn's dann um meine Augen dammert, und die Welt um mich her und der Him


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