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Сказка 1002-й ночи

Книга для чтения на немецком языке
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События «Сказки 1002-й ночи» начинаются с визита шаха Персии в Европу. На балу, устроенном императором Австро-Венгрии в его честь, шах возжелал одну из первых красавиц империи, графиню В. Как же отказать царственной особе, правителю не такой уж и далекой державы, который привык получать все, что пожелает? Судьбы героев романа, как в сказке, переплелись по воле персидского шаха. Жизнь испытывает их на прочность, заставляя принимать неоднозначные решения и платить за них долгие годы. Овеянный ностальгией по уютной роскоши девятнадцатого века, этот восхитительный, ироничный и полный чувств роман доставит современному читателю истинное эстетическое удовольствие. В книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала.
Рот, Й. Сказка 1002-й ночи : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / Й. Рот. - Санкт-Петербург : КАРО, 2021. - 288 с. - (Klassische Literatur). - ISBN 978-5-9925-1517-6. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1864681 (дата обращения: 27.07.2024). – Режим доступа: по подписке.
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Joseph ROTH



DIE GESCHICHTE VON DER 1002. NACHT



KLASSISCHE LITERATUR






КАР О
Санкт-Петербург


       УДК 372.881.111.22
        ББК 81.2 Нем-93
             Р79






             Рот, Йозеф.
        Р79 Сказка 1002-й ночи : книга для чтения на немецком языке / Й. Рот. — Санкт-Петербург : КАРО, 2021. — 288 с. — (Klassische Literatur).
             ISBN 978-5-9925-1517-6.
                События «Сказки 1002-й ночи» начинаются с визита шаха Персии в Европу. На балу, устроенном императором Австро-Венгрии в его честь, шах возжелал одну из первых красавиц империи, графиню В. Как же отказать царственной особе, правителю не такой уж и далекой державы, который привык получать все, что пожелает?
                Судьбы героев романа, как в сказке, переплелись по воле персидского шаха. Жизнь испытывает их на прочность, заставляя принимать неоднозначные решения и платить за них долгие годы.
                Овеянный ностальгией по уютной роскоши девятнадцатого века, этот восхитительный, ироничный и полный чувств роман доставит современному читателю истинное эстетическое удовольствие.
                В книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала.

УДК 372.881.111.22
ББК 81.2 Нем-93



ISBN 978-5-9925-1517-6

                                    © КАРО, 2021
                                    Все права защищены










          Im Fruhling des Jahres 18 . . begann der Schah-in-Schah, der heilige, erhabene und groEe Monarch, der unumschrankte Herrscher und Kaiser aller Staaten von Persien, ein Unbehagen zu fuhlen, wie er es noch nie-mals gekannt hatte.
          Die beruhmtesten Arzte seines Reichs konnten seine Krankheit nicht erklaren. Der Schah-in-Schah war aufs hochste beunruhigt. In einer schlaflosen Nacht lieE er den Obereunuchen Patominos kommen, der ein Weiser war und der die Welt kannte, obwohl er den Hof nie verlassen hatte. Zu diesem sprach er so:
          »Ich bin krank, Freund Patominos. Ich furchte, ich bin sehr krank. Der Arzt sagt, ich sei gesund, aber ich glaube ihm nicht. Glaubst du ihm, Patominos?«
          »Nein, ich glaube ihm auch nicht!« sagte Patominos.
          »Glaubst du also auch, daE ich schwer krank bin?« fragte der Schah.
          »Schwer krank — nein — das glaube ich nicht!« erwiderte Patominos.
          »Aber krank! Krank jedenfalls, Herr! Es gibt, Herr, viele Krankheiten. Die Doktoren sehen sie nicht, weil

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      sie darauf abgerichtet sind, nur die Krankheiten der korperlichen Organe zu beachten. Was aber nutzt dem Menschen ein gesunder Leib mit gesunden Organen, wenn seine Seele Sehnsucht hat?«
          »Woher weiEt du, daE ich Sehnsucht habe?«
          »Ich erlaube mir, es zu ahnen.«
          »Und wonach sehne ich mich?«
          »Das ist eine Sache«, erwiderte Patominos, »uber die ich eine Weile nachdenken muEte.«
          Der Eunuch Patominos tat so, als dachte er nach, dann sagte er:
          »Herr, Eure Sehnsucht zielt nach exotischen Landern, nach den
          Landern Europas zum Beispiel.«
          »Eine lange Reise?«
          »Eine kurze Reise, Herr! Kurze Reisen bringen mehr
       Freude als lange. Lange Reisen machen krank.«
          »Und wohin?«
          »Herr«, sagte der Eunuch, »es gibt vielerlei Lander in Europa. Es hangt alles davon ab, was man eigentlich in diesen Landern sucht.« »Und was glaubst du, daE ich suchen muEte, Patominos?«
          »Herr«, sagte der Eunuch, »ein so elender Mensch wie ich weiE nicht, was ein groEer Herrscher suchen konnte.«
          »Patominos«, sagte der Schah, »du weiEt, daE ich schon wochenlang keine Frau mehr angeruhrt habe.«
          »Ich weiE es, Herr«, erwiderte Patominos.
          »Und du glaubst, Patominos, das sei gesund?«

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         »Herr«, sagte der Eunuch und erhob sich dabei ein wenig aus seiner gebuckten Stellung, »man muE sagen, daE Menschen meiner besonderen Art nicht viel von derlei Dingen verstehen.«
          »Ihr seid zu beneiden.«
          »Ja«, erwiderte der Eunuch und richtete sich zu seiner ganzen fulligen GroEe auf. »Die anderen Manner bedaure ich von ganzem Herzen.«
          »Warum bedauerst du uns, Patominos?« fragte der Furst.
          »Aus vielen Grunden«, antwortete der Eunuch, »be-sonders aber deshalb, weil die Manner dem Gesetz der Abwechslung unterworfen sind.
          Es ist ein trugerisches Gesetz: denn es gibt gar keine Abwechslung.«
          »Wolltest du damit gesagt haben, daE ich dieser bestimmten Abwechslung halber irgendwohin fahren sollte?«
          »Ja, Herr«, sagte Patominos, »um sich zu uberzeugen, daE es keine gibt.«
          »Und dies allein wurde mich gesund machen?«
          »Nicht die Uberzeugung, Herr«, sagte der Eunuch, »aber die Erlebnisse, die man braucht, um zu dieser Uberzeugung zu gelangen!« »Wie kommst du zu diesen Erkenntnissen, Patominos?«
          »Dadurch, daE ich verschnitten bin, Herr!« erwiderte der Eunuch und verneigte sich wieder.

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          Er riet dem Schah-in-Schah zu einer weiten Reise. Er schlug Wien vor. Der Herrscher erinnerte sich: »Moham-medaner waren dort schon vor vielen Jahren gewesen.«
           »Herr, es gelang ihnen damals leider nicht, in die Stadt zu kommen. Auf dem Stephansturm stunde sonst heute nicht das Kreuz, sondern unser Halbmond!«
           »Alte Zeiten, alte Geschichten. Wir leben in Frieden mit dem Kaiser von Osterreich.«
           »Jawohl, Herr!«
           »Wir fahren!« befahl der Schah. »Die Minister ver-standigen!«
           Und es geschah, wie er befohlen hatte.
           Im Waggon erster Klasse zuerst, spater im ruckwarti-gen Teil des Schiffes, herrschend uber den Frauen, saE der Obereunuch Kalo Patominos. Er blickte auf die rotgluhende untergehende Sonne. Er breitete den Teppich aus, warf sich auf den Boden und begann, das Abendgebet zu murmeln. Man erreichte unerkannt Konstantinopel.
           Das Meer war sanft wie ein Kind. Das Schiff schwamm sacht und lieblich, es selbst ein Kind, in die blaue Nacht hinein.


            II


           Ein paar Tage kreuzte das brautliche Schiff des Schahs im blauen Meer. Denn man getraute sich nicht, dem groEen Herrn zu sagen, daE man auf eine

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    Antwort des persischen Botschafters in Wien warten musse. Nach anderthalb Tagen schon wurde der Schah ungeduldig. Obwohl er sich um den Kurs des Schiffes nicht kummerte, konnte er doch nicht umhin, zu bemerken, date immer wieder das gleiche Stuck der Kuste auftauchte, die er eben verlassen hatte. Auch ihm schien es allmahlich sonderbar, date ein so starkes Schiff so viel Zeit brauchte, um ein so kleines Meer zu durchqueren. Er liete den Grotewesir kommen und deutete ihm an, date er unzufrieden sei mit der Langsamkeit der Uberfahrt. Er deutete es nur an, er sagte es nicht genau. Denn, traute er schon keinem seiner Diener, solange er sich auf fester Erde befand, so traute er ihnen noch weniger, wenn er auf dem Wasser umherschwamm. Gewite war man auch zur See in Gottes Hand, aber auch ein wenig in der des Kapitans. Uberhaupt, sooft er an den Kapitan dachte, wurde der Schah unruhig. Ihm gefiel der Kapitan gar nicht, besonders, weil er sich nicht erinnern konnte, ihn schon jemals gesehen zu haben. Er war namlich auteerst mitetrauisch. Selbst die Manner, die ihm heimisch und wohlvertraut waren, verdachtigte er leicht und gerne; wie erst diejenigen, die er nicht kannte oder an die er sich nicht erinnerte? Ja, er war dermateen mitetrauisch, date er nicht einmal sein Mitetrauen zu erkennen zu geben wagte — in der kindischen und machtigen Herrn oft eigenen Uberzeugung, sie seien noch schlauer als ihre Diener. Deshalb deutete er jetzt dem Grotewesir auch nur vorsichtig an, date ihm dies

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      lange Herumreisen nicht ganz geheuer vorkomme. Der GroEwesir aber, der wohl erkannte, daE der Schah sein MiEtrauen nicht ausdrucken wolle, gab keineswegs zu erkennen, daE er MiEtrauen spure.
          »Herr«, sagte der GroEwesir, »auch mir erscheint es unverstandlich, daE wir so lange Zeit brauchen, um das Meer zu uberqueren.«
          »Ja«, bestatigte der Schah, als ob er selbst erst durch diese Bemerkung des GroEwesirs auf die allzu langsame Fahrt aufmerksam gemacht worden ware, »ja, du hast recht: warum fahren wir so langsam?«
          »Man muEte, Herr, den Kapitan befragen!« sagte der GroEwesir.
          Der Kapitan kam, und der Schah fragte: »Wann erreichen wir endlich die Kuste?«
          »GroEmachtiger Herr«, erwiderte der Kapitan, »das Leben Eurer Majestat ist uns allen heilig! Heiliger ist es uns als unsere Kinder, heiliger als unsere Mutter, heiliger als die Pupillen unserer Augen. Unsere Instrumente kundigen einen Sturm an, so friedselig das Meer auch im Augenblick erscheinen mag. Wenn Eure Majestat an Bord sind, mussen wir tausendfach achtgeben. Was gibt es Wichtigeres fur unser Leben, fur unser Land, fur die Welt als das geheiligte Leben Eurer Majestat? — Und unsere Instrumente kundigen leider Sturm an, Majestat!«
          Der Schah sah nach dem Himmel. Er war blau, straff gewolbt, strahlend. Der Schah dachte, daE ihn

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      der Kapitan beluge. Er sagte es aber nicht. Er sagte nur: »Mir scheint, Kapitan, daE deine Instrumente gar nichts taugen!«
           »GewiE, Majestat«, antwortete der Kapitan, »auch Instrumente sind nicht immer zuverlassig!«
           »Ebenso wie du, Kapitan«, sagte der Schah.
           Auf einmal bemerkte er ein winziges, weiEes Wolkchen am Rande des Horizonts. Die Wahrheit zu sagen: es war kaum ein Wolkchen, es war ein Schleierchen, eigentlich nur der Hauch von einem Wolkchen. Auch der Kapitan hatte es im gleichen Augenblick erspaht — und schon hoffte er, ein Wunder sei ihm zu Hilfe gekommen und er und seine Luge und seine verlogenen, umgelogenen Instrumente wurden in den Augen des Herrn aller Glaubigen plotzlich gerechtfertigt sein.
           Aber gerade das Gegenteil war der Fall. Denn: so winzig und hauchdunn das Wolkchen auch war, so verstarkte es doch den Zorn des Schahs. Er hatte sich schon so daran gefreut, daE er GroEwesir und Kapitan auf einer niedertrachtigen Luge ertappt hatte — und jetzt kam die Natur selbst — gebar ein Wolkchen (und wie leicht konnten richtige Wolken daraus werden!) und gab am Ende noch den lugenden Instrumenten recht! Mit grimmer Aufmerksamkeit beobachtete der Schah die unaufhorlich wechselnden Formen des Wolkleins. Bald lockerte es sich. Der Wind zerfranste es ein biEchen. Dann aber ballte es sich noch fester als

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       vorher zusammen. Nun sah es aus wie ein Schleier, in einen Knauel verdichtet. Dann dehnte es sich in die Lange. Dann schlieElich wurde es dunkler und fester. Der Kapitan stand immer noch hinter dem Rucken des Schahs. Auch er betrachtete die wechselnden Formen der kleinen Wolke, aber keineswegs grimmig, sondern mit trostlichem Herzen. Ach, aber: wie trog ihn sein Sinn! Jah und wutend wandte sich der Schah um, und sein Angesicht erschien dem Kapitan wie eine Art gefahrlicher, violetter Hagelwolke. »Ihr tauscht euch alle«, begann der machtige Herr ganz leise, mit einer Stimme, die, beinahe tonlos, aus unbekannten Grunden der Seele kam. »Ihr tauscht euch alle, wenn ihr glaubt, daE ich eure Manover nicht durchschaue. Die Wahrheit sagst du mir nicht! Was erzahlst du mir von deinen Instrumenten? Was fur einen Sturm verkunden sie? Mein Auge ist noch lange so sicher wie deine Instrumente. Ringsum ist der Himmel klar und blau, selten noch habe ich einen so klaren und blauen Himmel gesehen. Mach deine Augen auf, Kapitan! Sag selbst, siehst du auch ein einziges, noch so geringes Wolkchen am Horizont?«
            Der Schrecken des Kapitans war groE, aber gewaltiger noch war sein Erstaunen. Und noch groEer als sein Schrecken und sein Staunen war seine Ratlosigkeit. War der Zorn des Herrn echt oder gespielt? Stellte ihn der Herr auf die Probe? Wer konnte es wissen? Er hatte niemals in der Nahe des Schahs gelebt, er kannte nicht seine Gewohnheiten. Der und jener hatte dem

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