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Чаепитие трех старух

Книга для чтения на немецком языке
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Фридрих Чарльз Глаузер — швейцарский писатель, основоположник жанра детектива в немецкоязычной литературе. Его произведения переведены на многие европейские языки. В Швейцарии учреждена премия Фридриха Глаузера за лучший детективный роман. «Чаепитие трех старух» — первое произведение автора в детективном жанре. Действие разворачивается в Женеве, где Глаузер жил в молодости. Со многими реалиями, описываемыми в романе, писатель был знаком на личном опыте. В сюжете есть все — тайные агенты великих держав, политические и финансовые махинации, гностические учения, таинственные отравления и ложные подозреваемые, наркотики и яды. Напряжение сохраняется до конца, криминальная загадка разгадывается только на последних страницах романа. В предлагаемой читателям книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала.
Глаузер, Ф. Чаепитие трех старух : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / Ф. Глаузер. - Санкт-Петербург : КАРО, 2021. - 320 с. - (Klassische Literatur). - ISBN 978-5-9925-1449-0. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1864173 (дата обращения: 27.07.2024). – Режим доступа: по подписке.
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Friedrich GLAUSER





                DER TEE
                DER DREI
                ALTEN DAMEN





            гриотам



KLASSISCHE LITERATUR





КАР О
Сан кт-Петербург


�ДК 821.112.2
ББК 81.2 Нем-93
     Г52

        Глаузер, Фридрих.

Г52 Чаепитие трех старух : книга для чтения на немецком языке / Ф. Глаузер. — Санкт-Петербург : КАРО, 2021. — 320 с. — (Klassische Literatur).

ISBN 978-5-9925-1449-0.
        Фридрих Чарльз Глаузер — швейцарский писатель, основоположник жанра детектива в немецкоязычной литературе. Его произведения переведены на многие европейские языки. В Швейцарии учреждена премия Фридриха Глаузера за лучший детективный роман.
        «Чаепитие трех старух» — первое произведение автора в детективном жанре. Действие разворачивается в Женеве, где Глаузер жил в молодости. Со многими реалиями, описываемыми в романе, писатель был знаком на личном опыте. В сюжете есть все — тайные агенты великих держав, политические и финансовые махинации, гностические учения, таинственные отравления и ложные подозреваемые, наркотики и яды. Напряжение сохраняется до конца, криминальная загадка разгадывается только на последних страницах романа.
        В предлагаемой читателям книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала.
УДК 821.112.2
ББК 81.2 Нем-93


ISBN 978-5-9925-1449-0

© КАРО, 2021


       ERSTES KAPITEL



    Um zwei Uhr nachts ist die Place du Molard leer. Eine Bogenlampe bescheint ein Tramhauschen und einige Baume, deren Blatter lackiert glanzen. Auch ist ein Polizist vorhanden, der diese Einsamkeit zu bewachen hat. Er langweilt sich, dieser Polizist, sehnt sich nach einem Glase Wein, denn er ist Waadtlander und der Wein fur ihn der Inbegriff der Heimat. Dieser Polizist heiEt Malan, er tragt einen kupferroten Schnurrbart und gahnt von Zeit zu Zeit.
    Plotzlich steht vor dem Tramhauschen ein junger Mensch — weiE Gott, von wo er plotzlich aufgetaucht ist. Dieser junge Mann — elegant gekleidet in einen grauen Anzug, nur seine Haare sind etwas wirr — benimmt sich merkwurdig. Er zieht zuerst den Rock aus, dann lost er den ledernen Gurtel, taumelt ein wenig, steht dann in kurzen Unterhosen da, seine Sockenhalter sind aus blau-er Seide. Nun nestelt er an seinen Manschettenknopfen, der eine Knopf klirrt aufs Pflaster — da rafft sich Polizist Malan auf, tritt naher und sagt:
    »Aber mein Herr, was tun Sie da?«

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   Der junge Mann glotzt; die Pupillen seiner Augen sind sehr groE, so groE, dass die Farbe der Iris gar nicht zu erkennen ist. AuEerdem sind die Zuge des Gesichtes merkwurdig starr und unbewegt. Und wahrend Polizist Malan noch uberlegt, ob der Mann eigentlich besoffen ist, schwankt der Halbentkleidete starker, greift mit den Handen in die Luft, findet keinen Halt und knallt mit dem Hinterkopf aufs Pflaster. Dann liegt er ruhig, nur die Gummiabsatze seiner braunen Halbschuhe trommeln einen leisen Marsch auf dem Asphalt. Malan beugt sich uber den jungen Mann und murmelt:
    »Der ist ja gar nicht betrunken, er riecht nicht nach Wein, nicht nach Schnaps.«
    Dann schuttelt er den Kopf, hebt den Korper auf und tragt ihn auf die Bank, die den Kiosk im Halbkreis umgibt. Er sammelt die verstreuten Kleidungsstucke, faltet sie sorgfaltig (schoner grauer Flanell, denkt er). Er liest die Adresse des Schneiders, murmelt: »Von London! Wohl einer von den fremden Diplomaten!« und seufzt dazu, denn der Volkerbund bringt doch nur Unannehm-lichkeiten in die ruhige Stadt Genf. Und wahrend er noch nicht recht weiE, was in einem solchen Fall zu tun ist, ob man zuerst ans Spital zu telefonieren hat oder an den Kommissar Pillevuit, kommen Schritte naher und im Schein der Bogenlampe taucht ein alterer Herr auf, der einen breitrandigen schwarzen Hut tragt; darunter schimmert ein kurzer weiEer Bart.
    »Was ist los, Brigadier?« fragt der alte Herr. Er hat eine tiefe Stimme. »Ein Unglucksfall? Kann ich Ihnen behilflich sein?«

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   Der alte Herr tritt zu dem Liegenden, hebt mit dem Daumen dessen Oberlid, und sagt:
    »Merkwurdig!«
    Dann fasst er nach dem Handgelenk, zahlt laut die Pulsschlage, wahrend er eine flache Uhr aus der Westen-tasche zieht. Malan steht daneben und weiE nicht recht, wie er sich benehmen soll. Der Herr, — vielleicht ist er ein Arzt, dann ist alles gut, — kommt moglicherweise von einem Krankenbesuch, sonst ware seine Anwesen-heit zu so nachtschlafender Zeit immerhin verdachtig. Man kann ja fragen, denkt Malan und rauspert sich; aber bevor er noch ein Wort gesagt hat, meldet sich der Herr: »Sie mochten wissen, wer ich bin? Da...«
    Er hat eine Brieftasche gezogen, ihr eine Visitenkar-te entnommen. Darauf steht:
    Louis Dominice
    Professeur de Psychologie
    a I'Universite de Geneve
    »Mein lieber Brigadier, dies ist eine Vergiftung. Das Beste, Sie telefonieren sofort ans Spital«, sagt der alte Herr. Er spricht die Worte sehr prazis aus und macht dazu belehrende Handbewegungen. »Haben Sie die Klei-der schon durchsucht? Keine Papiere?«
    Malan wird verlegen. Er hat seine Pflichten, scheint es, vergessen. Nun besinnt er sich auf sie, er kehrt die Taschen der Hosen, des Rockes um; sie sind leer.
    »Von welcher Seite ist der Mann gekommen?« fragt der Professor weiter.
    Auch diese Frage kann Malan nicht beantworten.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagt Professor Dominice. »Ich werde an das Spital telefonieren, ich habe

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ort noch Bekannte, meinem Rufe wird man schneller Folge leisten als dem Ihren. Und wahrend ich telefoniere, konnen Sie die Toilette untersuchen, die unter diesem Kiosk liegt. Vielleicht finden Sie dort etwas.«
    Der Herr weiE mehr als ich, denkt Polizist Malan, aber er wagt nicht, seine Gedanken laut werden zu lassen. Er ist noch nicht lange bei der Polizei, und auEer-dem imponiert ein Professor einem einfachen Manne betrachtlich. Darum geht Malan auch gehorsam um das Tramhauschen, steigt Treppen hinab und gelangt in ei-nen weiE gekachelten Raum.
    Es ist sehr still hier, Fliegen summen um eine einsame Gluhbirne, die rotlich leuchtet. Geschlossene Turen mit der Aufschrift: »Offnet sich nur nach Einwurf eines 20-Centimes-Stucks.« Alle Turen, an denen Malan vor-beischreitet, tragen noch ein anderes bewegliches Ta-felchen, das anzeigt, dass die Kabine »frei« ist. Nur die letzte Tur ist angelehnt, das Schild verschoben, ein Spalt klafft. Malan lauscht. Nur Fliegen summen. Kein Atem-zug. Er will die Tur vorsichtig aufstoEen, da wird sie von innen aufgerissen, Malan will zugreifen, ein harter spitzer Schadel bohrt sich in seine Magengrube — spa-ter, viel spater, als im Samariterkurs der »Plexus solaris« durchgenommen wird, denkt er still Aha! sonst nichts — und er setzt sich auf die Fliesen. Seine aufgesperrten Augen nehmen dennoch ein Bild auf: zwei Beine, die uber die Stiegen verschwinden.
    Sie stecken in weiEen Tennishosen.
    Malan geht die Stufen hinauf, sieht sich oben um, der Platz ist leer. Auch der Professor scheint verschwunden zu sein. Auf der Bank liegt der junge Mann, mit halbge-schlossenen Augen, sein Atem geht pfeifend.

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   Doch da ist der Professor! Deutlich ist er in der Tele-fonkabine zu sehen, er gestikuliert und spricht aufgeregt in den Trichter. Dann hangt er den Horer an und kommt heraus.
    »Haben Sie niemanden gesehen?« fragt Malan. Der Professor schuttelt den Kopf. Er hat seinen breitrandi-gen Hut auf den Hinterkopf geschoben, seine weiften Haare schimmern feucht. Die Nacht ist sehr schwul.
    »Es ist mir namlich jemand begegnet, dort unten«, sagt Malan. Dabei presst er die Fauste in die Magen-grube.
    »Sind Sie verletzt?« erkundigt sich der Professor besorgt.
    Malan schuttelt den Kopf. Dann offnet er die geball-ten Fauste. Aus der Rechten fallt etwas zu Boden, das im Lichte metallisch schimmert. Malan buckt sich, er erinnert sich, dass er beim Hinfallen etwas unter seiner Handflache gespurt hat, — und seine Finger haben sich unbewusst um dieses Ding geschlossen. Nun betrach-tet er es und ist erstaunt, denn etwas Ahnliches hat er noch nie gesehen. Es sind, gebundelt, etwa 20 sehr feine Drahte, die nicht langer sind als ein kleiner Finger. Hilf-los streckt er das Bundel dem Professor hin. Professor Dominice nickt.
    »Kenn ich«, sagt er trocken. Er zieht einen der feinen Drahte aus dem Bundel, halt ihn hoch und erklart:
    »Den braucht man, um jene Hohlnadeln zu reinigen, sofern sie namlich verstopft sind, deren sich Morphini-sten bedienen, um sich vermittelst einer sogenannten Pravazschen Spritze das aufgeloste Gift in den Korper einzuverleiben.«

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   Der Polizist Malan ist doch nicht ganz dumm. Die geschraubte, sicher verlegene Ausdrucksweise des Professors scheint ihm irgendwie bedenklich. Aber was soll man machen? Man ist schwerfallig. Wie soil man seinen Verdacht auEern, den Verdacht namlich, dass mit diesem alten Herrn etwas nicht stimmt? Ubrigens lasst Domini-ce auch keine Frage aufkommen.
    »Das Sanitatsauto«, sagt er, »wird in kurzester Frist den Patienten abholen. Ich bin mude. Sie wissen ja, wo ich zu finden bin. Falls man mich braucht, werde ich im-mer zu erreichen sein. Gute Nacht.«
    Merkwurdig, wie die Finger des Professors zittern, wahrend er sich aus grobem franzosischem Tabak eine Zigarette dreht. Er zundet sie an, entfernt sich. Hinter ihm bleibt der Rauch in der stickigen Luft reglos stehen.
    »Und ich habe den Herrn nicht einmal gefragt, ob er den Mann da kennt«, murmelt Malan verdrieElich. »Na, der Alte soll sich selber um die Sache kummern!« Er sagt nicht Sache, sondern gebraucht ein groberes Wort. Unter dem »Alten« aber versteht er den Kommissar Pillevuit, einen Mann mit blondem Fahnenbart, der mit dem Poli-zisten Malan immerhin eine Eigenschaft gemeinsam hat: der Kommissar liebt auch Waadtlander Weine.
    Nun ist Malan wieder allein, denn der Kranke auf der Bank zahlt nicht. Der groEe Platz ist trotz des schar-fen Lichtes der Bogenlampe unheimlich. Die leeren Fenster der Geschaftshauser glotzen bosartig und Malan rauspert sich, um sich dieses furchterregende Gebaren zu verbieten. Aber die Hauser glotzen weiter. Endlich kommt ein Surren naher, ein Auto halt mit einem Ruck. Es ist ein gruner geschlossener Kasten mit sparlichen

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ilchglasscheiben. Ein Mann steigt aus, der Chauffeur springt von seinem Sitz.
    Eine Bahre gleitet aus dem Kasten, der Kranke wird darauf gepackt, eine Tur knallt zu, der Chauffeur sitzt schon wieder auf seinem Platz, ein boses Surren des An-lassers, und Malan kommt sich verhohnt vor von dem roten Auge des Schlusslichts.
    »Deliriert er viel?« fragte Dr. Thevenoz. Er zog zwei Hartgummipfropfen aus den Ohren, die durch rote, zusammenlaufende Kautschukschlauche mit einem schwarzen Zylinder verbunden waren, der auf der nack-ten Brust des Patienten lag.
    Schwester Annette schuttelte den Kopf.
    »Eigentlich nicht«, sagte sie. »Er murmelt nur von Zeit zu Zeit unverstandliche Worte. Ich glaube fast, es ist englisch.«
    »So, englisch...«
    Dr. Thevenoz, ein etwa 35-jahriger Mann, mit spar-lichem blondem Haar, blickte zum Fenster hinaus. Das ging auf grune Laubbaume. Im Zimmer stand nur ein Bett. An der Wand war ein weiEes Becken angebracht, mit zwei weiEen Hahnen daruber.
    Der Patient warf sich unruhig in seinem Bett herum.
    »Don’t sting«, stohnte er. »Go to hell.«
    »Hallo, Rosenstock, sprachenkundiger Ahasver, was heiEt >sting<?«
    Doktor Wladimir Rosenstock, Assistenzarzt, klein, leicht verfettet trotz seines jugendlichen Aussehens, schien sich beim Gehen immer im Schlittschuhlauf zu uben. So glitt er ins Zimmer.
    »Sting?« wiederholte Rosenstock fragend, »ein un-gebrauchliches Wort, heiEt stechen, wenn es sich um

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ine Biene handelt, oder um eine Wespe, oder sonst um ein Insekt.«
    »HaHo!« Dr. Thevenoz schnalzte mit den Fingern. »Stimmt auffallend. Sehen Sie sich diesen Arm an. Nun? Der Flecken da am Ellbogengelenk?... Sieht der nicht wie eine Injektion aus? Eine intravenose Einspritzung?... Vergiftet? Aber welches Gift? Was meinten Sie, mein blonder Engel?« Die letzten Worte galten Schwester Annette, die sich Muhe gab, zu erroten.
    »Rosenstock, geliebtester meiner Schuler, welche Diagnose wird Ihrem Hirn entsteigen, weisheitsgepan-zert, wie seinerzeit eine griechische Gottin dem Schadel ihres Vaters — was ubrigens eine merkwurdige Art ve-getativer Vermehrung war, verzeihen Sie den schlechten Witz! —. Woran krankt der junge Mann? Welches Gift tobt in seinen Adern, um mich jener Ausdrucksweise zu bedienen, die geldverdienenden Schreibern eigen ist? Reden Sie, Rosenstock! Vergessen Sie Ihre Abstammung! Vergessen Sie das Sprichwort, welches das Schweigen mit dem Goldstandard in Verbindung bringt. Bekehren Sie sich zum Bimetallismus, lassen Sie das Silber Ihrer Rede erklingen, ich lausche.«
    Schwester Annette kicherte ein Backfischlachen, auch Rosenstock lachelte, er liebte es, gehanselt zu werden. Doch als er antworten wollte, unterbrach ihn Doktor Thevenoz wieder.
    »Wie, Rosenstock, Sie wollen ein Gutachten ab-geben? Ohne den Patienten untersucht zu haben? Sie wollen sprechen und noch wissen Sie nichts von der Anamnese des Falles? Rosenstocklein, bedenken Sie, Sie sind noch kein Professor, der mit nachtwandlerischer

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