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Смятение чувств

Книга для чтения на немецком языке
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Стефан Цвейг (1881-1942) - австрийский писатель, мастер психологической новеллы и литературного портрета. Оригинальный текст снабжен постраничными комментариями и словарем.
Цвейг, С. Смятение чувств : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / С. Цвейг. - Санкт-Петербург : КАРО, 2021. - 542 с. - (Кlassische Literatur). - ISBN 978-5-9925-1473-5. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1864172 (дата обращения: 08.09.2024). – Режим доступа: по подписке.
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Stefan ZWEIG





                VERWIRRUNG DER GEFUHLE







KLASSISCHE LITERATUR


Комментарии, словарь Л. M. Бузиновой







КАРО
Санкт-Петербург

УДК 821.112.2
ББК 81.2 Нем-93
      Ц26
       Цвейг, Стефан.
Ц26      Смятение чувств : Книга для чтения на немецком
      языке / С. Цвейг. — Санкт-Петербург : КАРО, 2021. — 542 с. - (Klassische Literatur).
ISBN 978-5-9925-1473-5.
           Стефан Цвейг (1881-1942) — австрийский писатель, мастер психологической новеллы и литературного портрета.
           Оригинальный текст снабжен постраничными комментариями и словарем.
                                                  УДК 821.112.2 ББК 81.2 Нем-93
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Стефан Цвейг Stefan Zweig СМЯТЕНИЕ ЧУВСТВ
VERWIRRUNG DER GEFfiHLE Комментарии, словарь Л. М. Бузиновой Ответственный редактор Е. А. Тимофеева Технический редактор Ю. В. Гадаева Обложка А Н. Лосевой Издательство КАРО, ЛР № 065644 197101, Санкт-Петербург, Чапаева, д. 15, лит. А. Тел.: (812) 332 36 62 '^www'.karo.spb.ru
Регистрационный номер декларации о соответствии: ЕАЭС N RU Д-RU.HA78.B.06066/19
        Подписано в печать 05.08.2021. Формат 70 xl00'/ • Бумага офсетная.
Печать офсетная. Усл. печ. л. 22,02. Заказ № Отпечатано в соответствии с предоставленными материалами в АО '4Т8 Издательские Технологии»
109316, Москва, Волгоградский проспект, д. 42, корпус 5. Тел. 8(495)322-38-31. www.t8print.ru
ISBN 978-5-9925-1473-5 © КАРО, 2007

      DIE HOCHZEIT
VON LYON


    Am zwolften November 1793 brachte Barrere im franzosischen Nationalkonvent gegen das abtriinni-ge und endlich erstiirmte Lyon jenen todlichen Antrag ein, der mit den lapidaren¹ Worten endigte: „Lyon bekampfte die Freiheit, Lyon ist nicht mehr.“ Die Gebaude der volksaufruhrerischen Stadt sollten, so forderte er, dem Erdboden gleichgemacht, seine Mo-numente in Asche verwandelt und selbst der Name ihr genommen werden. Acht Tage zogerte der Kon-vent, so volliger Vernichtung der zweitgrofiten Stadt Frankreichs zuzustimmen, und selbst nach der Un-terzeichnung fuhrte der Volksbeauftragte Couthon, des geheimen Einverstandnisses Robespierres gewiss, jenen herostratischen Befehl nur lassig aus. Um der Form zu geniigen, versammelte er mit groEem Pomp das Volk auf dem Platz von Bellecourt und klopfte mit silbernem Hammer symbolisch gegen die der

¹ lapidar (oft iiberraschend) — kurz und prazise formuliert = pregnant

DIE HOCHZEIT VON LYON

STEFAN ZWEIG

Vernichtung bestimmten Hauser, aber nur zogernd brack dann der Spaten in die herrlichen Fassaden ein, und die Guillotine¹ iibte noch sparsam ihren dumpf drohnenden Niederfall. Von dieser unerwar-teten Milde beruhigt, begann die vom Biirgerkrieg und monatelanger Belagerung grausam erregte Stadt schon wieder ersten Atem der Hoffnung zu wagen, als plotzlich der human zogernde Tribun abberufen wurde und start seiner Collot d’Herbois und Fouche in Ville Affranchie — denn so hiefi von nun ab Lyon in den Dekreten der Republik — mit der Scharpe der Vblksbeauftragten geschmiickt erschie-nen. Nun wurde uber Nacht, was bloB als pathe-tisch abschreckendes Dekret² vermeint war, grim-mige Wirklichkeit. „Man hat hier bisher nichts ge-tan“, meldete ungeduldig, die eigene patriotische Energie zu erweisen und den milderen. Vorganger zu verdachtigen, der erste Bericht der neuen Tribu-nen an den Konvent, und sofort setzten jene furcht-baren Exekutionen ein, an die sich Fouche, der ,,mit-railleur de Lyon“, als spaterer Herzog von Otranto und Verteidiger aller legitimen Prinzipien nur un¹ Guillotine die-, -n; — eine Maschine, mit der (besonders zur Zeit der Franzosiscben Revolution) durch ein herabfal-lendes Beil Menschen der Kopf abgeschlagen wurde

² Dekret das; -(e)s, -e, veraltend — eine offizielle Verordnung von einer Behorde

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gern mehr erinnern lieE. Statt des langsam aufmor-telnden Spatens sprengten jetzt Pulverminen reihen-weise die herrlichsten Gebaude nieder, statt det ,,un-zuverlassigen und unzulanglichen“ Guillotine erle-digten Massenfusilladen und Kartatschen Hunderte von Verurteilten mit einer Salve. Gescharft dutch taglich neue und schneidende Dekrete mahte die Justiz weitausholend wie eine Sense Tag urn Tag ihre riesige Menschengarbe; langst schon besorgte die rasch wegschwemmende Rhone das zu langsame Ge-schaft des Einsargens und Grabergrabens, langst ge-niigten die Gefangnisse nicht mehr fiir die Fiille der Verdachtigen. So wurden die Keller der offentlichen Gebaude, Schulen und Kloster den Verurteilten zum Aufenthalt bestimmt, freilich zu fliichtigem bloE, denn die Sense hieb rasch zu, und selten warmte das gleiche Stroh denselben Leib mehr als eine einzige Nacht.
    Zu so tragisch verkiirzter Gemeinsamkeit war an einem scharffrostigenTage jenes blutigen Monats wie-der ein Trupp Verurteilter in die Keller des Stadthau-ses getrieben worden. Mittags hatte man sie Mann fiir Mann vor die Kommissare gefiihrt und in flie-gendem Fragespiel ihr Schicksal erledigt; nun saEen die vierundsechzig Verurteilten, Frauen und Manner, wirr durcheinander in dem niedergewolbten, nach Weinfassern und Moder diinstenden Dunkel, das im

DIE HOCHZEIT VON LYON

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STEFAN ZWEIG

Vorderraum ein kargliches Kaminfeuer eher durch-farbte als durchwarmte. Die meisten hatten sich le-thargisch¹ auf ihre Strohsacke hingeworfen, andere schrieben an dem einzig bewilligten Holztisch bei wackeligem Wachslicht hastige Abschiedsbriefe, wuss-ten sie doch, dass ihr Leben eher zu Ende sein wiirde als die im kalten Raume blauschauernde Kerze. Kei-ner von ihnen aber sprach anders als fliisternd, und so drohnte deutlich in die gefrorene Stille von der Strafie her die dumpfe Explosion der Minen und das rasch ihr folgende Niederkrachen der Hauser. Doch schon war durch die schmetternde Geschwindigkeit der Geschehnisse alle Fahigkeit des Gefuhls und des deutlichen Denkens den Gepriiften genommen; reg-los und wortlos lehnten die meisten im Dunkel wie in einem Vortraum ihres Grabes, nichts mehr erwar-tend und mit keiner Regung mehr dem Lebendigen zugewandt.
    Da drohnte gegen die siebente Abendstunde plotzlich energischharter Schritt an der Ture, Kol-ben klirrten, der rostige Riegel² kreischte zuriick. Unwillkiirlich schreckten alle auf: sollte gegen die triste Gewohnheit einer sonst verstatteten Nacht

¹ letbargisch — teilnahmlos

² Riegel der, -s, — ein Stab aus Metall oder Holz, den man vor etwas schiebt, um es so zu sichern

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schon jetzt ihre Stunde gekommen sein? Im kalten Luftzug der aufgerissenen Tur sprang die Flamme blau von der Kerze, als wollte sie dem wachsernen Leib entfliehen, und mit ihr aufzuckend warf Angst sich dem Unbekannten entgegen. Aber bald beru-higte sich der jah aufgerissene Schrecken, brachte der Kerkermeister doch nichts als einen neuen nachtraglichen Schub Verurteilter, etwa zwanzig an der Zahl, die er wortlos und ohne ihnen im iiber-fiillten Raum besonderen Platz anzuweisen, die Treppe herabfuhrte. Dann stohnte die schwereiser-ne Tur wieder zu.
    Unfreundlich blickten die Gefangenen den An-kommlingen entgegen, denn dies Seltsame ist ja der menschlichen Natur zu eigen, uberall eilig sich ein-zupassen und selbst im Fliichtigen sich zu Hause zu fiihlen wie in einem Recht. So betrachteten die frii-her Gekommenen den dumpfen modrigen Raum, den schimmeligen Strohsack, den Platz um das Feuer un-willkiirlich schon als ihr Eigentum, und jeder der Neueingelangten erschien ihnen ein unberufener und schmalernder Eindringling. Die eben Eingelie-ferten wiederum mochten jene kalte Feindseligkeit ihrer Vbrganger, so unsinnig sie auch in todlicher Stunde war, deutlich empfunden haben, denn — sonderbar — sie wechselten mit den Schicksalsgenos-sen weder Grufi noch Wort, forderten nicht Teil an

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STEFAN ZWEIG

Tisch und Stroh, sondern driickten sich nur wortlos und miirrisch in eine Ecke. Und war vordem die Stille schon grausam uber dem Gewolbe gelegen, so mutete sie nun noch finsterer an dutch diese Ge-spanntheit eines sinnlos herausgeforderten Gefuhls. Um so klingender, heller und gleichsam wie von an-derer Welt hereingeschlagen fuhr nun plotzlich ein Schrei diese Stille durch, ein heller, beinahe zucken-der Schrei, der unwiderstehlich selbst denTeilnahms-losesten aus Ruhe und Gedriicktheit riss. Ein Mad-chen, neu angekommen mit den anderen, plotzlich und ruckhaft war sie aufgesprungen, und sie war es auch, die sich, die Arme wie eine Stiirzende vorge-breitet, mit dem zuckenden Ruf „Robert, Robert" einem jungen Menschen entgegenwarf, der abseits von den andern an dem Fenstergitter gelehnt hatte und nun seinerseits ihr entgegenfuhr. Und schon loder-ten wie zwei Flammen eines Feuers diese beiden j ungen Gestalten Korper an Korper, Mund an Mund sich entgegen, so innig zusammenbrennend, dass die jah ausstromenden Tranen der Entziickung eine des anderen Wangen iiberstromten und ihr Schluchzen wie aus einer einzigen berstenden Kehle drang. Wenn sie sich liefien fur einen Augenblick, unglaubig, sich wirk-lich zu fiihlen und vom Ubermal? des Unwahrschein-lichen erschreckt, so schlug im nachsten Augenblick schon wieder neue Umfangung sie womoglich noch

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