Пляска смерти
Книга для чтения на немецком языке
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Тематика:
Немецкий язык
Издательство:
КАРО
Автор:
Келлерман Бернард
Год издания: 2020
Кол-во страниц: 544
Возрастное ограничение: 16+
Дополнительно
Вид издания:
Художественная литература
Уровень образования:
Дополнительное образование
ISBN: 978-5-9925-0204-6
Артикул: 118669.03.99
Действие романа «Пляска смерти» происходит в большом провинциальном немецком городе, где еще до прихода к власти Гитлера начинается процесс фашизации. Адвокат Фабиан, примыкающий к либеральной партии, долго противится давлению, которое на него оказывали нацисты, но, когда они приходят к власти, он вступает в их ряды, движимый желанием сделать карьеру. Отныне Фабиан наперекор личным желаниям и убеждениям становится проводником фашистской политики. Среда немецкой антифашистской интеллигенции и ее трагедия изображены Келлерманом сильно и правдиво. Печать лично пережитого, заметная в романе, придает ему особую достоверность и большую разоблачительную силу. В настоящем издании приводится неадаптированный
текст романа на языке оригинала, снабженный комментариями и словарем. Печатается с сокращениями.
Тематика:
ББК:
УДК:
ОКСО:
- ВО - Бакалавриат
- 44.03.01: Педагогическое образование
- 45.03.01: Филология
ГРНТИ:
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Bernhard Kellermann TOTENTANZ MODERNE PROSA Комментарии и словарь Е. А. Тимофеевой КАР О Санкт-Петербург
УДК 372.8 ББК 81.2 Нем-93 К34 Келлерман, Бернхард. К34 Пляска смерти: Книга для чтения на немецком языке / Б. Келлерман. — Санкт-Петербург : КАРО, 2020. — 544 с. (Moderne Prosa) ISBN 978-5-9925-0204-6. Действие романа «Пляска смерти» происходит в большом провинциальном немецком городе, где еще до прихода к власти Гитлера начинается процесс фашизации. Адвокат Фабиан, примыкающий к либеральной партии, долго противится давлению, которое на него оказывали нацисты, но, когда они приходят к власти, он вступает в их ряды, движимый желанием сделать карьеру. Отныне Фабиан наперекор личным желаниям и убеждениям становится проводником фашистской политики. Среда немецкой антифашистской интеллигенции и ее трагедия изображены Келлерманом сильно и правдиво. Печать лично пережитого, заметная в романе, придает ему особую достоверность и большую разоблачительную силу. В настоящем издании приводится неадаптированный текст романа на языке оригинала, снабженный комментариями и словарем. Печатается с сокращениями. УДК 372.8 ББК 81.2 Нем-93 ISBN 978-5-9925-0204-6 © КАРО, 2008
ERSTESBUCH
I Nach der Ruckkehr aus seinern Krankheitsurlaub empfand Frank Fabian, Rechtsanwalt und Syndikus der Stadt, von der hier die Rede ist, mit grofier Deutlichkeit die auffallenden Ver-anderungen, die in seiner Umgebung vor sich gegangen waren. Der Nachtschnellzug, mit dem er damals ankam, hatte eine voile Stunde Verspatung, so dass er erst um ein Uhr seine Wohnung erreichte. Zu seiner Uberraschung war Martha, das Madchen, noch wach und offnete die Tur, sobaid er die Treppe heraufkam. Er driickte ihr herzhaft die Hand, indem er ihr dankte, dass sie wach geblieben war, und bat sie, ihm Rotwein ins Speisezimmer zu bringen. “Meine Frau schlaft wohl schon?" fragte er, wahrend er seinen Uberzieher in der Diele ablegte. Er sprach mit gedampf-ter Stimme, um seine Gemahlin, die nervos war und an Schlaf-losigkeit litt, nicht aufcuwecken. Ja, die gnadige Frau sei heute friihzeitig schlafen gegangen, antwortete Martha und versprach, den Rotwein sofort zu bringen. Fabian befand sich in ausgezeichneter Laune. Er war froh, wieder zu Hause zu sein, und rieb sich vergniigt die Hande, wahrend er die sommerliche Warme in der Wohnung genoss. Sogar der sonderbare Geruch, den jede menschliche Behausung an sich hat, erfreute ihn. Nun schon, da war er also wieder! 5
TOTENTANZ Von der Diele begab er sich in sein Arbeitszimmer und schaltete alle Lampen ein. Alles war noch da, die bunte Bii-cherreihe seiner Bibliothek, auf die er stolz war, die wenigen Bilder und Kleinigkeiten, an denen er king. Schon fiihlte er sich zu Hause. Er liebte nichts mehr als seine Behaglichkeit und Ruhe. Auf seinem Schreibtisch lag ein Stapel eingegan-gener Post, und er griff nach den Briefen, deren Abschriften er rasch iiberflog. Auch die Arbeit wartet schon auf dich, sagte er befriedigt zu sich, wahrend er sich in das Speisezimmer begab. Er konn-te ohne Tatigkeit nicht leben, und die letzten miifiigen Wo-chen des Urlaubs waren ihm zur Qual geworden. Der Speisetisch war mit Blumen geschmiickt und mit bestechenden Herrlichkeiten iiberladen. Kalter Braten und ein zerlegtes Brathuhn lagen auf einer kunstvoll garnierten Platte, umgeben von Schalchen mit allerlei Salaten und Le-ckerbissen. Fabian liebte es, gut zu speisen, und machte sich sofort, ausgehungert von der Reise, mit grofiem Appetit an die Mahlzeit. „Und was gibt es sonst Neues in der Stadt, Martha?” frag-te er das Madchen, das den Wein brachte. Er fragte eigendich nur, um sich freundlich gegen das Madchen zu zeigen, das so lange wach geblieben war. Martha, die schon gehen wollte, wandte sich ins Zimmer zuriick und lacheke mit ihrem al-ten, verschlafenen Dienstbotengesicht. „Es gibt ja jetzt im-mer etwas Neues", antwortete sie und suchte in ihren Ge-danken. „Dass Biirgermeister Kruger gehen musste¹, wissen Herr Doktor wohl schon?" ¹ Biirgermeister Kriiger musste gehen — Бургомистру Крюгеру пришлось уйти со своего поста. 6
Fabian fuhr zusammen, als habe er einen Stofi vor die Brust bekommen, und blickte das Madchen mit offenem Munde an. „Was haben Sie gesagt, Martha?" fragte er unglaubig. „Wer musste gehen? Doktor Kruger musste gehen?“ ,Ja, Doktor Kruger musste von heute auf morgen¹ gehen", wiederholte das Madchen. Fabian fand noch immer kein Wort. Doktor Kruger war der erste Biirgermeister der Stadt, ein Freund und Studienge-nosse Fabians. Er war bei alien Leuten geachtet und beliebt, aufierordentlich tiichtig, und es lief? sich prachtig mit ihm zusammen arbeiten¹ ². Sein heiterer Optimismus liefi niemals Erschlaffung aufkommen, und Fabian hatte sich seiner be-sonderen Gunst erfreut. ,Ja, so sagen Sie mir nur, Martha", brachte er endlich her-vor, „weshalb in aller Welt Doktor Kruger gehen musste? Weshalb denn?" Martha zuckte die Achseln und blickte zu Boden. „Man sagt, weil er Sozialdemokrat war." Fabian lachte argerlich. „Kriiger war Zentrum und niemals Sozialdemokrat!" sagte er etwas lauter, als er wollte. „Man sagt, er hatte soviel mit Sozialdemokraten zu tun", berichtigte das Madchen. Wieder lachte Fabian und schiittelte erregt den Kopf. „Nun, und wer ist denn an seine Stelle gekommen?" „Ein HerrTaubenhaus." „Taubenhaus?" fragte Fabian kopfschiittelnd. „Woher kommt er denn?" ERSTES BUCH ¹ von heute auf morgen — внезапно, вдруг ² es liefi sich prachtig mit ihm zusammen arbeiten — с ним можно было отлично работать; с ним хорошо работалось 7
g Martha zuckte die Achseln und zog sich zur Tiir zuriick. „Man sagt, er soil Beamter in einer kleinen Stadt in PomZ mern¹ gewesen sein.“ g „In Pommern?" H „Man sagt es. Ja, und dann soil das Kapuzinerkloster ge-schlossen werden, erzahlt man sich.“ Fabian lachte wiederum, diesmal aber mit gerunzelter Stirn. „Nun erzahlen Sie wohl Marchen, Martha?" sagte er unglaubig. „Das Kapuzinerkloster¹ ²?" Martha offnete die Tiir, da sie die Klingel auf dem Korri-dor gehort hatte. „Die Leute reden ja heute sehr viel", erwi-derte sie achselzuckend. Dann ftigte sie eilig hinzu: „Die gna-dige Frau hat geklingelt" und schliipfte hinaus. „Ich lasse meine Frau bestens griifien, Martha", rief Fabian dem Madchen nach. „Morgen friih werde ich ihr guten Tag sagen." Die Ehe Fabian war seit langerer Zeit erschiittert. Die Gatten lagen in Scheidung, aber beide bewahrten vor der Welt noch freundschaftliche Formen. Fabian gofi sich ein Glas Rotwein ein und begann sich erneut an das Brathuhn zu machen. „Kriiger musste gehen", murmelte er vor sich hin. Wahrend er sich Tomatensalat auf den Teller legte, sagte er kopfschiittelnd: „Von heute auf morgen musste er gehen? Der arrne Theo." Er nickte bedauernd mit dem Kopf. ,,Es ist schade um ihn, er war ein guter Junge. Gewiss hatte er mir auch im Januar mein Gehalt erhoht, wie?" Seine Miidigkeit war vergangen, und er war vollig wach geworden. Ja, es gingen Dinge vor sich im heiligen Deutschen ¹ Pommern — Померания, историческая область ² Kapuzinerkloster n — монастырь ордена капуцинов 8
Reich, es gingen wahrhaftig Dinge vor sich! Kruger entlas-sen, das Kapuzinerkloster vor der Auflosung, das verstand der Teufel! Er nahm die KarafFe mit Rotwein und das Glas an sich und kehrte wieder in sein Arbeitszimmer zuriick, um nach langer Abwesenheit noch eine Stunde der Stille in seinem Heim zu geniefien. Aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mit der Ruhe war es vorbei. Immer wieder kehrte der Gedanke in seinem Kopf zuriick, dass Dinge im heiligen Deutschen Reich vor sich gingen, unbegreifliche, iiberraschen-de und verwirrende Dinge! SchlieElich griff er nach einer Zigarre und lieE sich in einem bequemen Sessel nieder. Er streckte die Beine lassig von sich und dachte nach. Ja, man sah sie schon seit langer Zeit in der Stadt herum-laufen. In ihren brauen Uniformen und hohen Reitstiefeln, als waren sie soeben von Schlachtrossen gestiegen, Lederrie-men um die Schulter, erschienen sie halb wie Landsknechte, halb wie Cowboys. Sie sahen gut aus, man mochte sagen, was man wollte, stark, kraftig, mutig, tatendurstig, manche sogar verwegen. Sie benahmen sich im allgemeinen gesittet, manch-mal etwas derb und ungehobelt, aber die Stadt hatte sich langst an sie gewohnt. Erst waren es ihrer nur wenige, so dass die Leute sich nach ihnen umblickten, dann wurden ihrer immer mehr und mehr, aber auch an sie gewohnte man sich. Nur wenn sie in ganzen Rudeln ankamen und mit ihren Sam-melbiichsen¹ rasselten, erregten sie noch Aufiehen, und manche Leute, die ihre Groschen schwer verdienten, wichen den rasseln¹ Sammelbiichsey банка или коробка для сбора пожертвований ERSTES BUCH 9
TOTENTANZ den Biichsen aus. Er selbst hatte stets etwas Kleingeld bereit-gehalten — man sollte nicht auf den Gedanken kommen, dass er sich ostentativ abseits halte, nein, es lohnte ja gar nicht die Mfihe. Auch heute im Zug hatte er sie wieder gesehen. Sie nah-men zwei Tische im Speisewagen ein und taten laut und an-mafiend. Es waren zumeist junge, frische Leute, die von ir-gendeiner Tagung kamen, die ihnen neue Impulse einflofite. Manchmal schrien sie untereinander, und dann gingen ihre Blicke keck und herausfordernd fiber die anderen Gaste hin. Ohne Zweifel, ihr Selbstbewusstsein war in den vier Mona-ten seines Urlaubs iiberraschend gestiegen und ihr Machtan-spruch auffallend gewachsen. Es sah ganz so aus, als seien sie fiber Nacht eine Macht im Staate geworden! Fabian erhob sich und machte einige Schritte durchs Zimmer. Dann warf er sich wieder in den Sessel und fiberliefi sich von neuem seinen Gedanken. Gut, erst waren es die sozialisti-schen Parteien, die ihnen nicht behagten, dann die bfirgerli-chen bis zu den konservativen, aber noch nicht genug, dann waren die Kirchen ihrer Machtgier im Wege. Sogar hier in der Stadt begannen sie Krieg mit den harmlosen Kapuzinern, die keiner Fliege etwas zuleide tun¹. Ohne jeden Zweifel hatte die Partei in den vier Monaten weitere und immer weitere Kreise in ihren Ansprfichen gezogen, sie war machtiger und starker geworden! Und er hatte geglaubt, sie wiirde in ein, zwei Jahren abgewirtschaftet haben wie andere Parteien vor ihr. Fabian lachte still in sich hinein. Welch ein Irrtum, welch ein unbegreiflicher Irrturn! Gotdob, dachte er, bin ich nicht der einzige, der diesen Irrtum beging, es waren viel Klfigere darunter, gotdob. ¹ keiner Fliege etwas zuleide tun — мухи не обидеть 10