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Траумновелле - С широко закрытыми глазами

Книга для чтения на немецком языке
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Артур Шницлер — австрийский драматург и прозаик, в новеллах содержится социальная критика. В книге представлены наиболее интересные и значимые произведения автора, среди которых знаменитые новеллы «Лейтенант Густль» и «Траумновелле». По мотивам «Траумновелле» режиссер Стэнли Кубрик снял фильм «С широко закрытыми глазами». Оригинальный текст снабжен постраничными комментариями и словарем.
Шницлер, А. Траумновелле - С широко закрытыми глазами : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / А. Шницлер. - Санкт-Петербург : КАРО, 2021. - 524 с. - (Klassische Literatur). - ISBN 978-5-9925-1451-3. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1864170 (дата обращения: 08.07.2024). – Режим доступа: по подписке.
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Комментарии и словарь  
Е. А. Тимофеевой

АRTHUR SCHNITZLER

TRAUMNOVELLE

МIT WEIT GESCHLOSSENEN AUGEN

УДК 373.8
ББК 81.2 Нем-93
Ш77

ISBN 978-5-9925-1451-3

Шницлер, Артур.

Ш77 
Траумновелле — [С широко закрытыми глазами] : 
книга для чтения на немецком языке / А. Шницлер. — Санкт-Петербург : КАРО, 2021. — 524 с. — 
(Klassische Literatur).

ISBN 978-5-9925-1451-3.

Артур Шницлер — австрийский драматург и прозаик, в новеллах содержится социальная критика.
В книге представлены наиболее интересные и значимые произведения автора, среди которых знаменитые новеллы «Лейтенант 
Густль» и «Траумновелле».
По мотивам «Траумновелле» режиссер Стэнли Кубрик снял 
фильм «С широко закрытыми глазами».
Оригинальный текст снабжен постраничными комментариями и словарем.
УДК 373.8 
ББК 81.2 Нем-93

© KAPO, 2021

Аrthur Schnitzler

МIT WEIT GESCHLOSSENEN AUGEN

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Leutnant Gustl

Wie lang’ wird denn das noch dauern? Ich muss
auf die Uhr schauen… schickt sich wahrscheinlich
nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht’s
denn? Wenn’s einer sieht, so paßt er gerade so wenig
auf, wie ich, und vor dem brauch’ ich mich nicht zu
genieren… Erst Viertel auf zehn?… Mir kommt vor,
ich sitz’ schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin’s
halt1 nicht gewohnt… Was ist es denn eigentlich? Ich
muss das Programm anschauen… Ja, richtig: Oratorium! Ich hab’ gemeint: Messe. Solche Sachen gehören
doch nur in die Kirche! Die Kirche hat auch das
Gute, dass man jeden Augenblick fortgehen kann.
Wenn ich wenigstens einen Ecksitz hätt’!
Also Geduld, Geduld! Auch Oratorien nehmen ein
End’! Vielleicht ist es sehr schön, und ich bin nur
nicht in der Laune. Woher sollt’ mir auch die Laune
kommen? Wenn ich denke, dass ich hergekommen
bin, um mich zu zerstreuen… Hätt’ ich die Karte lie
1 halt  <Partikel> [mhd., ahd. halt = mehr, vielmehr,
Komp. zu ahd. halto = sehr] (bes. südd., österr., schweiz.) =
eben

ARTHUR SCHNITZLER

ber dem Benedek geschenkt, dem machen solche Sachen Spaß; er spielt ja selber Violine. Aber da wär’
der Kopetzky beleidigt gewesen. Es war ja sehr lieb
von ihm, wenigstens gut gemeint. Ein braver Kerl, der
Kopetzky! Der einzige, auf den man sich verlassen
kann… Seine Schwester singt ja mit unter denen da
oben. Mindestens hundert Jungfrauen, alle schwarz
gekleidet; wie soll ich sie da herausfinden? Weil sie
mitsingt, hat er auch das Billett gehabt, der Kopetzky… Warum ist er denn nicht selber gegangen?
Sie singen übrigens sehr schön. Es ist sehr erhebend — sicher! Bravo! Bravo!… Ja, applaudieren wir
mit. Der neben mir klatscht wie verrückt. Ob’s ihm
wirklich so gut gefällt?
Das Mädel1 drüben in der Loge ist sehr hübsch.
Sieht sie mich an oder den Herrn dort mit dem blonden Vollbart?… Ah, ein Solo! Wer ist das? Alt: Fräulein Walker, Sopran: Fräulein Michalek… das ist
wahrscheinlich Sopran… Lang’ war ich schon nicht
in der Oper. In der Oper unterhalt’ ich mich immer,
auch wenn’s langweilig ist. Übermorgen könnt’ ich eigentlich wieder hineingeh’n, zur ‚Traviata‘. Ja,
übermorgen bin ich vielleicht schon eine tote Leiche!
Ah, Unsinn, das glaub’ ich selber nicht! Warten S’
nur2, Herr Doktor, Ihnen wird’s vergeh’n, solche Bemerkungen zu machen! Das Nasenspitzel hau’ ich Ihnen herunter…

1 Mädel n (bayr., österr.:) [Vkl. zu Magd] (ugs.) =
Mädchen n
2 Warten S’ nur = Warten Sie nur

LEUTNANT GUSTL

5

Wenn ich die in der Loge nur genau sehen könnt’!
Ich möcht’ mir den Operngucker1 von dem Herrn neben mir ausleih’n, aber der frißt mich ja auf, wenig
ich ihn in seiner Andacht2 stör’… In welcher Gegend
die Schwester vom Kopetzky steht? Ob ich sie erkennen möcht’? Ich hab’ sie ja nur zwei- oder dreimal gesehen, das letztemal im Offizierskasino… Ob das lauter anständige Mädeln sind, alle hundert?3 O jeh!…
„Unter Mitwirkung des Singvereins“!
Singverein… komisch! Ich hab’ mir darunter eigentlich immer so was Ähnliches vorgestellt, wie die
Wiener Tanzsängerinnen, das heißt, ich hab’ schon
gewußt, dass es was anderes ist!.. Schöne Erinnerungen! Damals beim ‚Grünen Tor‘… Wie hat sie nur geheißen? Und dann hat sie mir einmal eine Ansichtskarte aus Belgrad geschickt… Auch eine schöne Gegend!
Der Kopetzky hat’s gut, der sitzt jetzt längst im
Wirtshaus und raucht seine Virginia!4…
Was guckt mich denn der Kerl dort immer an? Mir
scheint, der merkt, dass ich mich langweil’ und nicht
herg’hör’… Ich möcht’ Ihnen raten, ein etwas weni
1 Operngucker m (ugs.) = Opernglas n
2 Andacht f [mhd. andaht, ahd. anadaht, eigtl. = das
Denken an etwas] — kurzer Gottesdienst, der bes. dem
Gebet gewidmet ist
3 А все ли они приличные девицы, все эти сто?
4 Копецкомуто хорошо, онто уже сидит себе в кабаке
и покуривает свою «Вирджинию».

ARTHUR SCHNITZLER

ger freches Gesicht zu machen, sonst stell’ ich Sie mir
nachher im Foyer!
Schaut schon weg!… Dass sie alle vor meinem
Blick so eine Angst hab’n… „Du hast die schönsten
Augen, die mir je vorgekommen sind!“ hat neulich
die Steffi gesagt… O Steffi, Steffi, Steffi!
Die Steffi ist eigentlich schuld, dass ich dasitz’
und mir stundenlang vorlamentieren lassen muss.
Ah, diese ewige Abschreiberei von der Steffi geht
mir wirklich schon auf die Nerven1! Wie schön hätt’
der heutige Abend sein können. Ich hätt’ große Lust,
das Brieferl von der Steffi zu lesen. Da hab’ ich’s ja.
Aber wenn ich die Brieftasche herausnehm’, frißt
mich der Kerl daneben auf!
Ich weiß ja, was drinsteht… sie kann nicht kommen, weil sie mit „ihm“ nachtmahlen2 gehen muss…
Ah, das war komisch vor acht Tagen, wie sie mit ihm
in der Gartenbaugesellschaft gewesen ist, und ich visà-vis3 mit’m Kopetzky; und sie hat mir immer die Zeichen gemacht mit den Augerln4, die verabredeten. Er
hat nichts gemerkt — unglaublich! Muss übrigens ein
Jud’ sein! Freilich, in einer Bank ist er, und der
schwarze Schnurrbart… Reserveleutnant soll er auch
sein! Na, in mein Regiment sollt’ er nicht zur Waffen
1 jmdm. auf die Nerven gehen (ugs.) = jmdm. äußerst
lästig werden
2 nachtmahlen  (österr.) = zu Abend essen
3 vis-à-vis  [frz., eigtl.= Gesicht zu Gesicht] = gegenüber
4 Augerl n (südd., österr., schweiz.) = Auge n

LEUTNANT GUSTL

7

übung kommen! Überhaupt, dass sie noch immer so
viel Juden zu Offizieren machen — da pfeif ich auf’n
ganzen Antisemitismus!1 Neulich in der Gesellschaft,
wo die G’schicht’ mit dem Doktor passiert ist bei den
Mannheimers… die Mannheimer selber sollen ja
auch Juden sein, getauft natürlich… denen merkt
man’s aber gar nicht an — besonders die Frau so
blond, bildhübsch2 die Figur… War sehr amüsant im
ganzen. Famoses3 Essen, großartige Zigarren… Naja,
wer hat’s Geld?…
Bravo, bravo! Jetzt wird’s doch bald aus sein?
Ja, jetzt steht die ganze G’sellschaft da droben
auf… sieht sehr gut aus — imposant! Orgel auch?…
Orgel hab’ ich sehr gern… So, das laß’ ich mir
g’fall’n — sehr schön! Es ist wirklich wahr, man sollt’
öfter in Konzerte gehen… Wunderschön ist’s
g’wesen, werd’ ich dem Kopetzky sagen… Werd’ ich
ihn heut’ im Kaffeehaus treffen?
Ah, ich hab’ gar keine Lust, ins Kaffeehaus zu
geh’n; hab’ mich gestern so gegiftet4! Hundertsechzig
Gulden auf einem Sitz verspielt — zu dumm! Und
wer hat alles gewonnen? Der Ballert, grad’ der, der’s

1 da pfeif ich auf’n ganzen Antisemitismus — да
плевать я хотел на весь этот антисемитизм
2 bildhübsch  <Adj.> (emotional verstärkend) = sehr,
besonders hübsch
3 famos <Adj.> [frz. fameux = berühmt < lat. famosus
= viel besprochen, berühmt, berüchtigt] (ugs.) = fabelhaft;
ausgezeichnet; großartig
4 giften  (ugs.) = sehr ärgerlich, böse machen

ARTHUR SCHNITZLER

nicht notwendig hat… Der Ballert ist eigentlich
schuld, dass ich in das blöde Konzert hab’ geh’n müssen… Na ja, sonst hätt’ ich heut’ wieder spielen können, vielleicht doch was zurückgewonnen. Aber es ist
ganz gut, dass ich mir selber das Ehrenwort gegeben
hab’, einen Monat lang keine Karte anzurühren1…
Die Mama wird wieder ein G’sicht machen2, wenn sie
meinen Brief bekommt!
Ah, sie soll zum Onkel geh’n, der hat Geld wie
Mist; auf die paar hundert Gulden kommt’s ihm nicht
an. Wenn ich’s nur durchsetzen könnt’, dass er mir
eine regelmäßige Sustentation3 gibt… aber nein, um
jeden Kreuzer muss man extra betteln. Dann heißt’s
wieder: Im vorigen Jahr war die Ernte schlecht!… Ob
ich heuer4 im Sommer wieder zum Onkel fahren soll
auf vierzehn Tag’? Eigentlich langweilt man sich dort
zum Sterben… Wenn ich die… wie hat sie nur geheißen?… Es ist merkwürdig, ich kann mir keinen Namen merken!… Ah, ja: Etelka!… Kein Wort deutsch
hat sie verstanden, aber das war auch nicht notwen
1 Здорово, что я дал себе слово целый месяц не прикасаться к картам…
2 ein [schiefes] Gesicht machen = missvergnügt dreinblicken, seinem Missfallen Ausdruck geben
3 Sustentation f [lat. sustentatio, eigtl.= das Hinhalten]
(veraltet)=Unterstützung, Versorgung f
4 heuer  <Adv.> [mhd. hiure, ahd. hiuru, zusgez. aus:
hiu jaru = in diesem Jahr] (südd., österr., schweiz.) —
a) dieses Jahr, in diesem Jahr; b) dieser Tage, in diesen Tagen, heute

LEUTNANT GUSTL

9

dig… hab’ gar nichts zu reden brauchen!… Ja, es wird
ganz gut sein, vierzehn Tage Landluft und vierzehn
Nächt’ Etelka oder sonstwer… Aber acht Tag’ sollt’
ich doch auch wieder beim Papa und bei der Mama
sein… Schlecht hat sie ausg’seh’n heuer zu Weihnachten… Na, jetzt wird die Kränkung schon überwunden sein. Ich an ihrer Stelle wär’ froh, dass der
Papa in Pension gegangen ist.1

Und die Klara wird schon noch einen Mann kriegen… Der Onkel kann schon was hergeben… Achtundzwanzig Jahr’, das ist doch nicht so alt… Die
Steffi ist sicher nicht jünger… Aber es ist merkwürdig: die Frauenzimmer2 erhalten sich länger jung.
Wenn man so bedenkt: die Maretti neulich in der
‚Madame Sans-Gêne3‘ — siebenunddreißig Jahr’ ist
sie sicher, und sieht aus… Na, ich hätt’ nicht Nein
g’sagt! — Schad’, dass sie mich nicht g’fragt hat…
Heiß wird’s! Noch immer nicht aus? Ah, ich freu’
mich so auf die frische Luft! Werd’ ein bissl4 spazie
1 Я бы на ее месте был рад, что папа ушел на пенсию.
2 Frauenzimmer n [spätmhd. vrouwenzimmer = Frauengemach u. die Gesamtheit der dort wohnenden weiblichen Personen; im 17.Jh. auf die einzelne Person übertragen, urspr. ohne negative Bedeutung]—  a) (salopp abwertend) als liederlich, leichtfertig o.Ä. angesehene weibliche
Person; b) (veraltet, noch landsch.) weibliche Person
3 sans gêne  [sans = ohne u. gêne = Zwang, Last] (bildungsspr. veraltet) — a) zwanglos, ungezwungen; b) nach
Belieben
4 ein bissl (südd., österr., schweiz.) = ein bisschen

ARTHUR SCHNITZLER

ren geh’n, übern Ring… Heut’ heißt’s: früh ins Bett,
morgen nachmittag frisch sein! Komisch, wie wenig
ich daran denk’, so egal ist mir das! Das erstemal
hat’s mich doch ein bißl aufgeregt. Nicht, dass ich
Angst g’habt hätt’; aber nervos bin ich gewesen in der
Nacht vorher… Freilich, der Oberleutnant Bisanz war
ein ernster Gegner.
Und doch, nichts ist mir g’scheh’n!… Auch schon
anderthalb Jahr’ her. Wie die Zeit vergeht! Und wenn
mir der Bisanz nichts getan hat, der Doktor wird mir
schon gewiß nichts tun! Obzwar1, gerade diese umgeschulten Fechter sind manchmal die gefährlichsten.
Der Doschintzky hat mir erzählt, dass ihn ein Kerl,
der das erstemal einen Säbel in der Hand gehabt hat,
auf ein Haar2 abgestochen hätt’; und der Doschintzky
ist heut’ Fechtlehrer bei der Landwehr. Freilich — ob
er damals schon so viel können hat… Das Wichtigste
ist: kaltes Blut. Nicht einmal einen rechten Zorn hab’
ich mehr in mir, und es war doch eine Frechheit —
unglaublich! Sicher hätt’ er sich’s nicht getraut, wenn
er nicht Champagner getrunken hätt’ vorher… So
eine Frechheit! Gewiß ein Sozialist! Die Rechtsverdreher sind doch heutzutag’ alle Sozialisten! Eine
Bande… am liebsten möchten sie gleich ‚s ganze Militär abschaffen; aber wer ihnen dann Helfen möcht‘,
wenn die Chinesen über sie kommen, daran denken
sie nicht. Blödisten!

1 obzwar  <Konj.> (geh.) = obwohl
2 auf ein Haar /aufs Haar (ugs.) = ganz genau, exakt

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