Ночь в Лиссабоне
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Тематика:
Немецкий язык
Издательство:
КАРО
Автор:
Ремарк Эрих Мария
Коммент., задан.:
Ситникова И. О.
Год издания: 2017
Кол-во страниц: 384
Дополнительно
Вид издания:
Художественная литература
Уровень образования:
ВО - Бакалавриат
ISBN: 978-5-9925-0649-5
Артикул: 123162.04.99
Эрих Мария Ремарк — один из самых известных немецких писателей XX века. В своем романе «Ночь в Лиссабоне» автор вновь обращается к теме войны. Это рассказ о трагической судьбе беженцев времен Второй мировой войны, об их любви, верности и отваге. Книга предназначена для широкого круга читателей, владеющих немецким языком, для студентов языковых вузов, а также может быть рекомендована лицам, самостоятельно изучающим немецкий язык. Книга включает краткую биографию писателя, неадаптированный текст романа, задания, направленные на достижение более глубокого понимания текста, и комментарий. Цель лингвистического и лингвострановедческого комментария — облегчить читателю понимание реалий текста, а также разъяснить значения слов разговорной и военной лексики, часто встречающихся на страницах романа.
Тематика:
ББК:
УДК:
ОКСО:
- ВО - Бакалавриат
- 45.03.01: Филология
- 45.03.02: Лингвистика
- 45.03.99: Литературные произведения
ГРНТИ:
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Erich Maria REMARQUE DIE NACHT VON LISS ADON MODERNE PROSA Комментарии, задания И. 0. Ситниковой КАРО Санкт-Петербург
УДК 372.8 ББК 81.2 Нем-93 Р37 Впервые опубликовано на немецком языке как “Die Nacht von Lissabon” von Erich Maria Remarque Ремарк, Эрих Мария. Р37 Ночь в Лиссабоне : книга для чтения на немецком языке. — Koln : Kiepenheuer & Witsch ; Санкт-Петербург : КАРО, 2017. — 384 с. — (Moderne Prosa). ISBN 978-5-9925-0649-5. Эрих Мария Ремарк — один из самых известных немецких писателей XX века. В своем романе «Ночь в Лиссабоне» автор вновь обращается к теме войны. Это рассказ о трагической судьбе беженцев времен Второй мировой войны, об их любви, верности и отваге. Книга предназначена для широкого круга читателей, владеющих немецким языком, для студентов языковых вузов, а также может быть рекомендована лицам, самостоятельно изучающим немецкий язык. Книга включает краткую биографию писателя, неадаптированный текст романа, задания, направленные на достижение более глубокого понимания текста, и комментарий. Цель лингвистического и лингвострановедческого комментария — облегчить читателю понимание реалий текста, а также разъяснить значения слов разговорной и военной лексики, часто встречающихся на страницах романа. УДК 372.8 ББК 81.2 Нем-93 © Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH&Co. KG, Cologne/Germany, 1962, 1988, 1998 © Издательско-полиграфический центр КАРО, 2011 ISBN 978-5-9925-0649-5 Все права защищены
Erich Maria Remarque Erich Maria Remarque gehort zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Roman-Autoren des XX. Jahrhunderts. Seine Bucher erreichten Millionenauflagen und wurden in zahlreiche Sprachen ubersetzt. Er wurde am 22. Juni 1898 als Erich Paul Remark in Osnabruck geboren. 1916 wurde er eingezogen, im Juni 1917 kam er als Rekrut an die Westfront nach Belgien, wo er einige Wochen spater von einem Granatsplitter verwundet wurde. Die Erlebnisse wahrend des Krieges sollten ihn entscheidend pragen. 1919 aus der Armee entlassen, arbeitete er u. a. als Verkaufer von Grabsteinen, als Volksschullehrer und als Journalist. In dieser Zeit schrieb Erich Maria Remarque sein erstes Buch: den Roman „Die Trambude". Der Roman „Im Westen nichts Neues" (1929) machte ihn finan-ziell unabhangig, 1931 veroffentlichte er den Roman »Der Weg zuruck«, in dem er die Heimkehr der Kriegsversehr-ten ins Nachkriegsdeutschland schilderte. 1933 fielen seine Bucher wegen „Literarischen Verrats am Soldaten des Weltkriegs" der Bucherverbrennung der Nazis zum Opfer, Erich Maria Remarque verliefi Deutschland. Er ging ins Exil in die USA, deren Staats-burgerschaft er 1947 annahm. Weitere Veroffentlichungen waren: „Drei Kame-raden" (1938), „Liebe Deinen Nachsten" (1941), „Arc de Triomphe" (1946), „Der Funke Leben" (1952), „Zeit zu leben und Zeit zu sterben" (1954), „Der schwarze 3
Obelisk" (1956). „Die letzte Station" (1956), „Der Himmel kennt keine Gunstlinge" (1961), „Die Nacht von Lissabon" (1962) und „Schatten im Paradies" (posthum 1971). Remarque starb am 25. September 1970 in Locarno. Der Roman „Die Nacht von Lissabon" Erich Maria Remarque greift in seinen zahlreichen Romanen immer wieder die Themen Krieg, Faschismus und Flucht auf. In „Die Nacht von Lissabon" verarbeitet er ganz personliche Erlebnisse aus der Zeit des Hitlerfaschis-mus. Zu Freiwild geworden, fluchten Menschen uber die Schweiz nach Paris, nach Marseille, durch Spanien nach Lissabon. Von dort legen die Schiffe ab, die zum rettenden Kontinent Amerika ubersetzen. Remarque schildert an der Geschichte des Josef Schwarz die unmenschlichen Strapa-zen, die todlichen Gefahren dieser Flucht, aber auch Menschlichkeit und gegenseitige Hilfe unter Gleichgesinn-ten. In besagter Nacht von Lissabon erzahlt Schwarz sein bisheriges Leben einem Fremden, den er fur sein geduldi-ges Zuhoren mit zwei Schiffskarten und gultigen Einreise-visa in die USA belohnt. Am Ende der Erzahlung — ein neuer Tag ist inzwischen angebrochen — resumiert Josef Schwarz, dessen todkranke Frau freiwillig aus dem Leben geschieden ist, es ware „ein Verbrechen, ein Leben mit Selbstmord zu verschwenden, das man gegen Barbaren ... einsetzen kann".
Ich starrte auf das Schiff. Es lag ein Stuck vom Quai entfernt, grell beleuchtet, im Tejo*. Obschon ich seit einer Woche in Lissabon war, hatte ich mich noch im-mer nicht an das sorglose Licht dieser Stadt gewohnt. In den Landern, aus denen ich kam, lagen die Stadte nachts schwarz da wie Kohlengruben, und eine Later-ne in der Dunkelheit war gefahrlicher als die Pest im Mittelalter. Ich kam aus dem Europa des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Schiff war ein Passagierdampfer, der beladen wurde. Ich wusste, dass es am nachsten Abend abge-hen sollte. Im harten Schein der nackten elektrischen Birnen wurden Ladungen von Fleisch, Fisch, Konser-ven, Brot und Gemuse verstaut; Arbeiter schleppten Gepack an Bord, und ein Kran schwang Kisten und Ballen so lautlos herauf, als waren sie ohne Gewicht. Das Schiff rustete sich zur Fahrt, als ware es eine Ar 5
ERICH MARIA REMARQUE che zur Zeit der Sintflut*. Es war eine Arche*. Jedes Schiff, das in diesen Monaten des Jahres 1940 Europa verlieS, war eine Arche. Der Berg Ararat* war Ameri-ka, und die Flut stieg taglich. Sie hatte Deutschland und Osterreich seit langem uberschwemmt und stand tief in Polen und Frag; Amsterdam, Brussel, Kopen-hagen, Oslo und Paris waren bereits in ihr unterge-gangen, die Stadte Italiens stanken nach ihr, und auch Spanien war nicht mehr sicher. Die Kuste Portugals war die letzte Zuflucht geworden fur die Fluchtlin-ge, denen Gerechtigkeit, Freiheit und Toleranz mehr bedeuteten als Heimat und Existenz. Wer von hier das Gelobte Land Amerika nicht erreichen konnte, war verloren. Er musste verbluten im Gestrupp der verweigerten Ein- und Ausreisevisen, der unerreich-baren Arbeits-und Aufenthaltsbewilligungen, der In-ternierungslager, der Burokratie, der Einsamkeit, der Fremde und der entsetzlichen allgemeinen Gleich-gultigkeit gegen das Schicksal des einzelnen, die stets die Folge von Krieg, Angst und Not ist. Der Mensch war um diese Zeit nichts mehr; ein gultiger Pass alles. Ich war nachmittags im Casino von Estoril gewe-sen, um zu spielen. Ich besaS noch einen guten An-zug, und man hatte mich hineingelassen. Es war ein letzter, verzweifelter Versuch gewesen, das Schicksal zu bestechen. Unsere portugiesische Aufenthaltser-laubnis lief in wenigen Tagen ab, und Ruth und ich hatten keine anderen Visa. Das Schiff, das im Tejo lag, 6
war das letzte, mit dem wir in Frankreich gehofft hatten, New York zu erreichen; aber es war seit Monaten ausverkauft, und uns hatten, auSer der amerikanischen Einreiseerlaubnis, auch noch uber dreihundert Dollar Fahrgeld gefehlt. Ich hatte versucht, wenigstens das Geld zu bekommen, in der einzigen Art, die hier noch moglich war — durch Spielen. Es war sinnlos gewe-sen, denn selbst wenn ich gewonnen hatte, hatte im-mer noch ein Wunder geschehen mussen, um auf das Schiff zu kommen. Doch auf der Flucht und in Ver-zweiflung und Gefahr lernt man, an Wunder zu glau-ben; sonst wurde man nicht uberleben. Ich hatte von den zweiundsechzig Dollars, die wir noch besessen hatten, sechsundfunfzig verloren. Der Quai war in der spaten Nacht ziemlich leer. Nach einer Weile bemerkte ich jedoch einen Mann, der ziellos hin und her ging, dann stehenblieb und ebenso zu dem Schiff hinuberstarrte wie ich. Ich nahm an, er sei auch einer der vielen Gestrandeten, und beachtete ihn nicht weiter, bis ich spurte, dass er mich beobachtete. Die Furcht vor der Polizei verlasst den Fluchtling nie, nicht einmal im Schlaf, auch wenn er nichts zu furchten hat — deshalb drehte ich mich so-fort scheinbar gelangweilt um und verlieS langsam den Quai wie jemand, der vor nichts Angst zu haben braucht. Kurz darauf horte ich Schritte hinter mir. Ich ging weiter, ohne schneller zu werden, wahrend ich uber DIE NACHT VON LISSABON 7
ERICH MARIA REMARQUE legte, wie ich Ruth benachrichtigen konne, wenn ich verhaftet wurde. Die pastellfarbenen Hauser, die am Ende des Quais wie Schmetterlinge in der Nacht schlie-fen, waren noch zu weit entfernt, als dass ich, ohne Gefahr, angeschossen zu werden, zu ihnen hatte hin-uberlaufen konnen, um in den Gassen zu verschwin-den. Der Mann war jetzt neben mir. Er war etwas kleiner als ich. „Sind Sie Deutscher?" fragte er auf deutsch. Ich schuttelte den Kopf und ging weiter. „Osterreicher?" Ich antwortete nicht. Ich sah auf die pastellfarbenen Hauser, die viel zu langsam naher kamen. Ich wusste, dass es portugiesische Polizisten gab, die sehr gut deutsch sprachen. „Ich bin kein Polizist", sagte der Mann. Ich glaubte ihm nicht. Er war in Zivil, aber Gen-darmen in Zivil hatten mich ein halbes dutzendmal in Europa festgenommen. Ich hatte zwar jetzt Ausweis-papiere bei mir, die nicht schlecht gemacht waren, in Paris von einem Mathematikprofessor aus Prag, aber sie waren etwas gefalscht. „Ich sah Sie, wie Sie das Schiff betrachteten", sagte der Mann. „Deshalb dachte ich..." Ich streifte ihn mit einem gleichgultigen Blick. Er sah nicht aus wie ein Polizist; aber der letzte Gendarm, der mich in Bordeaux* erwischt hatte, hatte so erbar-mungswurdig ausgesehen wie Lazarus* nach drei Ta-gen im Grabe, und er war der unbarmherzigste von 8
alien gewesen. Er hatte mich verhaftet, obschon er wusste, dass die deutschen Truppen in einem Tage in Bordeaux sein sollten, und ich ware verloren gewesen, hatte mich ein barmherziger Gefangnisdirektor nicht ein paar Stunden spater freigelassen. „Mochten Sie nach New York?" fragte der Mann. Ich antwortete nicht. Ich brauchte nur noch zwan-zig Meter, um ihn niederstoSen und entfliehen zu kon-nen, wenn es notwendig war. „Hier sind zwei Fahrkarten fur das Schiff, das dru-ben liegt", sagte der Mann und griff in seine Tasche. Ich sah die Scheine. Ich konnte sie im schwachen Licht nicht lesen. Aber wir waren jetzt weit genug ge-kommen. Ich konnte riskieren, stehenzubleiben. „Was soll das alles?" fragte ich auf portugiesisch. Ich kannte ein paar Worte davon. „Sie konnen sie haben", sagte der Mann. „Ich brau-che sie nicht." „Sie brauchen sie nicht? Was heiSt das?" „Ich brauche sie nicht mehr." Ich starrte den Mann an. Ich begriff ihn nicht. Er schien tatsachlich kein Polizist zu sein. Um mich fest-zunehmen, hatte er solche ausgefallenen Tricks nicht notig gehabt. Aber wenn die Fahrscheine echt waren, weshalb konnte er sie dann nicht gebrauchen? Und wozu bot er sie mir an? Um sie zu verkaufen? Etwas in mir begann zu zittern. „Ich kann sie nicht kaufen", sagte ich schlieSlich auf deutsch. „Sie sind ein Vermogen wert. Es soll in DIE NACHT VON LISSABON 9
ERICH MARIA REMARQUE Lissabon reiche Emigranten geben; die werden Ihnen dafur zahlen, was Sie verlangen. Sie sind an den Fal-schen gekommen. Ich habe kein Geld." „Ich will sie nicht verkaufen", sagte der Mann. Ich blickte wieder auf die Scheine. „Sind sie echt?" Er reichte sie mir, ohne zu antworten. Sie knister-ten in meinen Handen. Sie waren echt. Sie zu besitzen war der Unterschied zwischen Untergang und Rettung. Selbst wenn ich sie nicht benutzen konnte, weil wir keine amerikanischen Visa hatten, konnte ich morgen vormittag noch versuchen, daraufhin welche zu be-kommen — oder ich konnte sie zumindest verkaufen. Das bedeutete sechs Monate mehr Leben. Ich verstand den Mann nicht. „Ich verstehe Sie nicht", sagte ich. „Sie konnen sie haben", erwiderte er. „Umsonst. Ich verlasse Lissabon morgen vormittag. Ich habe nur eine Bedingung." Ich liefi die Hande sinken. Ich hatte gewusst, dass es nicht wahr sein konnte. „Was?" fragte ich. „Ich mochte diese Nacht nicht allein bleiben." „Sie wollen, dass wir zusammenbleiben?" „Ja. Bis morgen fruh." „Das ist alles?" „Das ist alles." „Sonst nichts?" „Sonst nichts." Unglaubig blickte ich den Mann an. Ich war zwar daran gewohnt, dass Leute unserer Art manchmal 10