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Искра жизни

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Эрих Мария Ремарк (1898—1970) — один из наиболее известных и читаемых немецких писателей XX века. Роман «Искра жизни» был написан в 1952 году. Действие романа происходит в фашистском концентрационном лагере Меллерн (на самом деле Ремарк описал Бухенвальд, изменив название лагеря). 1945 год... Заключённого № 509 не сломил голод, пытки и истязания. Как и его товарищи, чудом избежавшие расстрела и виселицы, он догадывается о близком поражении гитлеровской Германии и чувствует приближение свободы. В книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала, снабжённый словарём и комментариями. Адресована студентам языковых вузов и всем интересующимся немецким языком.
Ремарк, Э.М. Искра жизни : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / Э. М. Ремарк. - Санкт-Петербург : КАРО, 2008. - 576 с. - ISBN 978-5-9925-0117-9. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1048359 (дата обращения: 23.11.2024). – Режим доступа: по подписке.
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Erich Maria REMARQUE





                DER FUNKE LEBEN





MODERNE PROSA

Подготовка текста, примечания и словарь Е. А. Тимофеевой







ИЗДАТЕЛЬСТВО ШСР© Санкт-Петербург 2008

УДК 372.8
ББК 81.2Нем-93
     Р37









      Ремарк Э. М.
Р 37 Искра жизни: Книга для чтения на немецком языке. — СПб.: КАРО, 2008. — 576 с.

      ISBN 978-5-9925-0117-9

         Эрих Мария Ремарк (1898—1970) — один из наиболее известных и читаемых немецких писателей XX века.
         Роман «Искра жизни» был написан в 1952 году. Действие романа происходит в фашистском концентрационном лагере Меллерн (на самом деле Ремарк описал Бухенвальд, изменив название лагеря). 1945 год... Заключённого № 509 не сломил голод, пытки и истязания. Как и его товарищи, чудом избежавшие расстрела и виселицы, он догадывается о близком поражении гитлеровской Германии и чувствует приближение свободы.
         В книге представлен неадаптированный текст на языке оригинала, снабжённый словарём и комментариями. Адресована студентам языковых вузов и всем интересующимся немецким языком.

                                  УДК 372.8 ББК 81.2 Нем-93


ISBN 978-5-9925-0117-9

© КАРО, 2008

        I

   Das Skelett 509 hob langsam den Schadel und offnete die Augen. Es wusste nicht, ob es ohnmachtig gewesen war oder nur geschlafen hatte. Zwischen dem einen und dem anderen bestand auch kaum noch ein Unterschied; Hunger und Erschopfung hatten seit langem dafur ge-sorgt. Beides war jedesmal ein Versinken in moorige Tiefen, aus denen es kein Auftauchen mehr zu geben schien. 509 lag eine Weile still und horchte. Das war eine alte Lagerregel; man wusste nie, von welcher Seite Gefahr drohte, und solange man sich unbeweglich hielt, hatte man immer die Chance, iibersehen oder fiir tot gehalten zu werden — ein einfaches Gesetz der Natur, das jeder Kafer kennt. Er horte nichts Verdachtiges. Die Wachen auf den Maschinengewehrturmen waren halb am Schlafen, und auch hinter ihm blieb alles ruhig. Vorsichtig wandte er den Kopf und blickte zuriick. Das Konzentrationslager Meilern doste friedlich in der Sonne. Der grofie Appell-platz, den die SS¹ humorvoll den Tanzboden nannte, war nahezu leer. Nur an den starken Holzpfahlen, rechts vom ¹

     ¹ SS (nationalsoz.) = Schutzstaffel (nationalsozialistische Organisation)

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Eingangstor, hingen vier Leute, denen die Hande auf dem Riicken zusammengebunden waren. Man hatte sie an Stricken so weit hochgezogen, dass ihre FiiBe die Erde nicht mehr beriihrten. Ihre Arme waren ausgerenkt. Zwei Heizer vom Krematorium vergniigten sich damit, aus dem Fenster mit kleinen Kohlestiicken nach ihnen zu werfen; aber keiner der vier riihrte sich mehr. Sie hingen schon eine halbe Stunde an den Kreuzen und waren jetzt bewussdos. Die Baracken des Arbeitslagers lagen verlassen da; die AuBenkommandos waren noch nicht zuriick. Ein paar Leute, die Stubendienst hatten, huschten iiber die Strassen. Links neben dem groBen Eingangstor, vor dem Strafbunker, saB der SS-Scharfuhrer¹ Breuer. Er hatte sich einen runden Tisch und einen Korbsessel in die Sonne stellen lassen und trank eine Tasse Kaffee. Guter Boh-nenkaffee war selten im Friihjahr 1945; aber Breuer hatte kurz vorher zwei Juden erwiirgt, die seit sechs Wochen im Bunker am Verfaulen gewesen waren, und er hielt das fur eine menschenfreundliche Tat, die eine Belohnung ver-diente. Der Kiichenkapo ¹ ² hatte ihm zu dem Kaffee noch einen Teller mit Topfkuchen geschickt. Breuer afi ihn

    ¹ Scharfuhrer m (nationalsoz.) — Fiihrer einer Schar, (in ver-schiedenen nationalsozialistischen Organisationen eine Ideinere An-zahl von Personen umfassender Organisationseinheit)

    ² Kapo m <Kurzform von franz. caporal = Hauptmann, Anfuhrer; Korporal> = 1. (Soldatenspr.) Unteroffizier. 2. (Jargon) Haftling eines Straf- od. Konzentrationslagers, der die Aufsicht iiber andere Haftlin-ge fiihrt

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langsam, mit Genuss; er liebte besonders die Rosinen ohne Kerne, mit denen der Teig reichlich gespickt war. Der altere Jude hatte ihm wenig Spass gemacht; aber der jiingere war zaher gewesen; er hatte ziemlich lange ge-strampelt und gekrachzt. Breuer grinste schlafrig und lauschte auf die verwehenden Klange der Lagerkapelle, die hinter der Gartnerei iibte. Sie spielte den Walzer „Rosen aus dem Siiden", ein Lieblingsstiick des Komman-danten, Obersturmbannfuhrers Neubauer. 509 lag auf der gegeniiberliegenden Seite des Lagers, in der Nahe einer Gruppe von Holzbaracken, die durch einen Stachel-drahtzaun vom grofien Arbeitslager getrennt waren. Sie wurden das Kleine Lager genannt. In ihr befanden sich die Gefangenen, die zu schwach waren, um noch arbeiten zu konnen. Sie waren dort, um zu sterben. Fast alle star-ben rasch; aber neue kamen immer schon, wenn die an-deren noch nicht ganz tot waren, und so waren die Bara-cken stets¹ iiberfullt. Oft lagen die Sterbenden selbst in den Gangen iibereinander, oder sie krepierten¹ ² einfach draufien im Freien³. Meilern hatte keine Gaskammern. Der Kommandant war darauf besonders stolz. Er erklarte gern, dass man in Meilern eines natiirlichen Todes stiirbe. Offiziell hiefi das Kleine Lager die Schonungsabteilung; doch es gab nur wenige Insassen, die genug Widerstand

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    ¹ stets <Adv.> = immer, jederzeit

    ² krepieren <lat.-it.> (ugs.) = sterben; verenden

    ³ im Freien — ПОД открытым небом

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aufbrachten, um die Schonung langer als ein bis zwei Wochen durchzuhalten. Eine kleine zahe Gruppe davon hauste in Baracke 22. Sie nannte sich mit einem Rest von Galgenhumor¹ die Veteranen. 509 gehorte dazu. Er war vor vier Monaten ins Kleine Lager gebracht worden, und es schien ihm selbst ein Wunder, dass er immer noch lebte. Der Rauch vom Krematorium trieb schwarz heriiber. Der Wind driickte ihn auf das Lager, und die Schwaden stricken niedrig iiber die Baracken. Sie rochen fett und siifi-lich und reizten zum Erbrechen. 509 hatte sich nie an sie gewohnen konnen; selbst nicht nach zehn Jahren im Lager. Die Reste von zwei Veteranen waren heute darunter; die des Uhrmachers Jan Sibelski und des Universitatspro-fessors Joel Buchsbaum. Beide waren in Baracke 22 ge-storben und mittags im Krematorium abgeliefert worden, Buchsbaum allerdings nicht ganz vollstandig; drei Finger, siebzehn Zahne, die Zehennagel und ein Teil des Ge-schlechtsgliedes hatten gefehlt. Sie waren ihm wahrend seiner Erziehung zu einem brauchbaren Menschen verlo-rengegangen. Die Sache mit dem Geschlechtsglied war an den Kulturabenden in der SS-Kaserne sehr belacht worden. Sie war eine Idee des Scharfiihrers Gunther Steinbrenner gewesen, der erst kiirzlich ins Lager gekommen war. Einfach, wie alle grofien Einfalle¹ ² — eine Einsprit
    ¹ Galgenhumor m = gespielter Humor, vorgetauschte Heiterkeit, mit der jmd. einer unangenehmen od. verzweifelten Lage, in der er sich befindet, zu begegnen sucht

    ² Einfall m = Idee f

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zung mit hochprozentiger Salzsaure, weiter nichts. Steinbrenner hatte sich damit sofort Achtung unter den Ka-meraden verschafft. Der Marznachmittag war milde, und die Sonne hatte schon etwas Warme; trotzdem fror 509, obschon er aufier seinen eigenen Kleidern noch Sachen von drei anderen Personen trug — die Jacke Josef Buchers, den Mantel des Althandlers Lebenthal und den zer-rissenen Sweater¹ Joel Buchsbaums, den die Baracke ge-rettet hatte, bevor die Leiche abgeliefert worden war. Aber wenn man ein Meter achtundsiebzig grofi war und unter siebzig Pfund wog, hatten wahrscheinlich selbst Pelze nicht mehr viel gewarmt. 509 hatte das Recht, eine halbe Stunde in der Sonne zu liegen. Dann musste er zur Baracke zuriick, die geborgten Kleider abgeben, seine Jacke dazu, und ein anderer kam dran. Das war so abgemacht worden zwischen den Veteranen, seit die Kalte vorbei war. Manche hatten es nicht mehr gewollt. Sie waren zu erschopft ge-wesen und hatten nach den Leiden des Winters nur noch in Ruhe in den Baracken sterben wollen; aber Berger, der Stubenalteste, hatte darauf bestanden, dass alle, die noch kriechen konnten, jetzt eine Zeitlang an die frische Luft kamen. Der nachste war Westhof; dann kam Bucher. Lebenthal hatte verzichtet; er hatte Besseres zu tun¹ ². 509 wandte sich wieder zuriick. Das Lager war auf einer

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    ¹ Sweater m <engl., eigtl.=Schwitzer> = Pullover m

    ² er hatte Besseres zu tun—у него было более важное дело; у него были дела поважнее

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Anhohe errichtet, und durch den Stacheldraht konnte er jetzt die Stadt sehen. Sie lag im Tai, weit unterhalb des Lagers, und uber dem Gewirr der Dacher hoben sich die Turme der Kirchen. Es war eine alte Stadt mit vielen Kirchen und Wallen, mit Lindenalleen und winkligen Gassen. Im Norden lag der neue Teil mit breiteren Strassen, dem Hauptbahnhof, Mietskasernen, Fabriken und den Kupfer- und Eisenwerken, in denen Kommandos vom Lager arbeiteten. Ein Fluss zog sich im Bogen hindurch, und in ihm spiegelten sich die Briicken und die Wolken. 509 Ней den Kopf sinken. Er konnte ihn immer nur eine Weile hochhalten. Ein Schadel war schwer, wenn die Halsmus-keln zu Faden zusammengeschrumpft waren — und der Anblick der rauchenden Schornsteine im Tai machte nur noch hungriger als sonst. Er machte hungrig im Ge-hirn — nicht nur im Magen. Der Magen war seit Jahren daran gewohnt und keiner anderen Empfindung mehr fahig als einer gleichbleibenden, stumpfen Gier. Hunger im Gehirn war schlimmer. Er weckte Halluzinationen und wurde nie miide. Er frafi sich selbst im Schlaf. Es hatte 509 im Winter drei Monate gekostet, um die Vor-stellung von Bratkartoffeln loszuwerden. Er hatte sie iiberall gerochen, sogar im Gestank der Latrinenbaracke Jetzt war es Speck. Speck mit Spiegeleiern. Er blickte auf die Nickeluhr, die auf der Erde neben ihm lag. Lebenthal hatte sie ihm geborgt. Sie war ein kostbarer Besitz der

    ¹ Latriney<lat.> = primitive Toilette; Senkgrube

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Baracke; der Pole Julius Silber, der langst tot war, hatte sie vor Jahren ins Lager geschmuggelt. 509 sah, dass er noch zehn Minuten Zeit hatte; aber er beschlofi trotzdem, zur Baracke zuriickzukriechen. Er wollte nicht wieder ein-schlafen. Man wusste nie, ob man wieder aufwachen wiirde. Vorsichtig spahte er noch einmal die LagerstraBe endang. Auch jetzt sah er nichts, was Gefahr bedeuten konnte. Er erwartete es eigentlich auch nicht. Die Vbrsicht war eher die Routine des alten Lagerhasen als wirkliche Angst. Das Kleine Lager befand sich wegen Dysenteric unter einer losen Art von Quarantine, und die SS kam selten herein. AuBerdem war die Kontrolle im ganzen Lager in den letzten Jahren bedeutend schwacher geworden als friiher. Der Krieg hatte sich immer starker bemerkbar gemacht, und ein Teil der SS-Leute, die bis dahin nur wehrlose Gefan-gene heroisch gefoltert und ermordet hatten, war endlich ins Feld geschickt worden. Jetzt, im Friihling 1945, hatte das Lager nur noch ein Drittel der friiheren SS-Truppen. Die innere Verwaltung wurde schon lange fast ganz von Haftlingen erledigt. Jede Baracke hatte einen Blockalte-sten und einige Stubenalteste; die Arbeitskommandos unterstanden den Kapos und Vormannern, das ganze Lager den Lageraltesten. Alle waren Gefangene. Sie wurden kontrolliert von Lagerfiihrern, Blockfiihrern und Kom-mandofiihrern; das waren stets SS-Leute.
    Im Anfang hatte das Lager nur politische Haftlin-ge gehabt; dann waren im Laufe der Jahre gewohnliche Verbrecher in Mengen aus den iiberfiillten Gefangnissen

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der Stadt und der Provinz dazugekommen. Die Grup-pen unterschieden sich durch die Farbe der dreieckigen Stoffwinkel, die aufier den Nummern auf die Kleider aller Gefangenen genaht waren. Die der Politischen waren rot; die der Kriminellen griin. Juden trugen auBerdem noch einen gelben Winkel dazu, so dass beide Dreiecke zusam-men einen Davidstern ergaben. 509 nahrn den Mantel Lebenthals und die Jacke Josef Buchers, hangte sie sich iiber den Riicken und begann der Baracke zuzukriechen. Er spiirte, dass er rniider war als sonst. Selbst das Krie-chen fiel ihm schwer. Schon nach kurzer Zeit fing der Boden an, sich unter ihm zu drehen. Er hielt inne, schloss die Lider und atmete tief, um sich zu erholen. Im selben Augenblick begannen die Sirenen der Stadt. Es waren an-fangs nur zwei. Wenige Sekunden spater hatten sie sich vervielfacht, und gleich darauf schien es, als schrie unten die ganze Stadt. Sie schrie von den Dachern und aus den Strassen, von den Tiirmen und aus den Fabriken, sie lag offen in der Sonne, nichts schien sich in ihr zu regen, sie schrie nur plotzlich, als sei sie ein paralysiertes Tier, das den Tod sieht und nicht weglaufen kann; sie schrie mit Sirenen und Dampf pfeifen gegen den Himmel, in dem alles still war. 509 hatte sich sofort geduckt. Es war ver-boten, bei Fliegeralarm auBerhalb der Baracken zu sein. Er hatte versuchen konnen, aufzustehen und zu laufen, aber er war zu schwach, um schnell genug vorwarts zu kommen, und die Baracke war zu weit; inzwischen hatte ein nervoser, neuer Wachposten schon auf ihn schiefien

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