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Бильярд в половине десятого

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Генрих Белль (1917-1985) — знаменитый немецкий писатель, лауреат Нобелевской премии по литературе (1972). В его многочисленных произведениях глубина психологического анализа, лиризм сочетаются с резкой социальной критикой, в том числе антифашистской и антивоенной. В книге представлен один из самых известных романов Г. Белля «Бильярд в половине десятого». Оригинальный текст снабжен постраничным комментарием и словарем.
Бёлль, Г. Белль, Г. Бильярд в половине десятого : книга для чтения на немецком языке : художественная литература / Г. Белль. - Санкт-Петербург : КАРО, 2007. - 480 с. - ISBN 978-5-89815-936-8. - Текст : электронный. - URL: https://znanium.com/catalog/product/1048343 (дата обращения: 23.11.2024). – Режим доступа: по подписке.
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                Heinrich Boll





            BILLARD
            UM HALB ZEHN



Подготовка текста, комментарии и словарь М.Н.Гузь


                          ИЗДАТЕЛЬСТВО Ш(Р© Санкт-Петербург


2007

УДК 372.8
ББК 81.2Нем-93














     Белль Г.
Б 43 Бильярд в половине десятого: Книга для чтения на немецком языке. — СПб.: КАРО, 2007. — 480 с.

     ISBN 978-5-89815-936-8

       Генрих Белль (1917-1985) — знаменитый немецкий писатель, лауреат Нобелевской премии по литературе (1972).
       В его многочисленных произведениях глубина психологического анализа, лиризм сочетаются с резкой социальной критикой, в том числе антифашистской и антивоенной.
       В книге представлен один из самых известных романов Г. Белля «Бильярд в половине десятого».
       Оригинальный текст снабжен постраничным комментарием и словарем.


УДК 372.8
ББК 81.2Нем-93



ISBN 978-5-89815-936-8

© КАРО, 2007
Все права защищены

        Uber den Autor


    Heinrich Boll wurde am 21.12.1917 in Koln als Sohn eines Tischlermeisters und Bildhauers geboren. Wahrend der Kindheits- und Jugendjahre wechselte die Familie mehrfach die Wohnung innerhalb des Kolner Stadtgebiets, wodurch Boll intensiv mit Geschichte, Tradition und sozialem Klima der rheinischen Metropole in Berdhrung kam. Zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern erlebte er zunachst 1930 die Weltwirtschaftskrise, die seinen Vater, wie auch viele andere Selbststandige, ruiniert hatte. Drei Jahre spater wurde er Zeitzeuge der Ubernahme der Macht in Deutschland durch die Nationalsozialisten.
    Boll fing nach eigenen Zeugnissen sehr frah an zu lesen, besonders die erzahlerischen Gesellschaftspanoramen der Weltliteratur des 19. Jahrhunderts: die Romane Balzacs, Dickens und Dostojewskis, die sicher nicht ohne Einfluss auf Bolls eigene erzahlerische Familien- und Gruppen-„Bilder“ bis hin zum Spatwerk blieben. Hinzu trat das Kennenlernen des franzosischen renouveau catholique¹ , der Kritik am kirchlichen verharteten Christentum bei Leon Bloy², Georges

    ¹ Der Renouveau catholique (katholische Erneuerung) war eine literarische Bewegung in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Frankreich. Seine Ziele waren eine Erneuerung von Literatur und Gesellschaft durch Hinwendung zu den Werten eines ursprunglichen Katholizismus.

     Leon Marie Bloy, (* 11. Juli 1846 in Perigueux; f 3. November 1917 in Bourg-la-Reine bei Paris) war ein franzosischer Romancier und Essayist. Ursprunglich vom Symbolismus ausgehend, gilt Bloy, ein christlicher Wahrheitsfanatiker, „ewiger Bettler“, glaubiger Katholik und streitbarer Geist.

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Bernanos¹ und Charles Peguy². Boll selbst verwies immer wieder auf deutsche Autoren, die ihm wichtig wurden: Kleist³ , Holderlin⁴, Hebel⁵, Kafka⁶. Mit 17 begann er zu schreiben. Doch seine frdhen Werke verbrannten bei emem Kolner Luftangriff.
    Nach dem Abitur (1937) begann Boll eine Lehre im Buchhandel der Firma Matthias Lempertz in Bonn, die drei Jahre dauerte. Im Herbst 1938 bis zum Frahjahr 1939 musste Boll den Reichsarbeitsdienst als Vorbedingung ffir das Univer-sitatsstudium ableisten. Zum Sommersemester desselben Jahres immatrikulierte sich Boll an der Universitat zu Koln und belegte

    ¹ Georges Bernanos (* 20. Februar 1888 in Paris, f 5. Juli 1948 in Neuilly-sur-Seine) war ein franzosischer Schriftsteller. Behandelte in Romanen den Kampf zwischen Gott und Satan in Menschen.

    ² Charles Pierre Peguy (* 7. Januar 1873 in Orleans; f 5. September 1914 bei Villeroy) war ein franzosischer Schriftsteller. Ver-treter des Renouveau catholique.

    ³ Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist (* 18. Oktober, nach Kleists eigenen Angaben 10. Oktober 1777 in Frankfurt (Oder); f 21. November 1811 in Wannsee bei Berlin) war ein preuRischer Dramatiker, Erzahler, Lyriker und Publizist.

    4 Johann Christian Friedrich Holderlin (* 20. Marz 1770 in Lauffen am Neckar; f 7. Juni 1843 in Tubingen) zahlt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern.

    ⁵ Johann Peter Hebel (1760-1826) — deutscher Dichter; Gedichte in alemannischer Mundart; schlicht-humorvolle, feihouse didaktische Kurzenzahlungen.

    ⁶ Franz Kafka (1883-1924) — osterreichischen Dichter; sein werk ist Deutung seiner eigenen Existenz und als solche dichterische Gleichnis fur den Menschen in der absurden Welt, der belastet durch das Gefuhl einer existentiellen Schuld, in Erwartung eines urteils lebt.

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die Facher Germanistik und klassische Philologie. Doch schon im Juni 1939 wurde er zur Armee eingezogen. Er erlitt den Krieg an westlichen und ostlichen Fronten und zunehmend in Deutschland selbst. Boll registrierte den Krieg und lernte ihn hassen als ein enthumanisierendes Chaos aus Egoismus, lacherlichem Herrenwahn, Profitgier, Tranen, Schrecken, Dreck, Langeweile und sinnlosem Leid.
   Im Mai 1940 musste er in eine Garnison nach Polen. Ende Juni desselben Jahres kam er als Infanterist nach Frankreich. 1942 heiratete Boll Annemarie Cech und arbeitete schlieBlich als Dolmetscher bei der Ortskommandatur in einem franzosischen Badeort. Im Sommer 1943 fuhr Boll als Soldat nach Russland. Der Zug, mit dem er fuhr, explodierte und Boll wurde an der rechten Hand verletzt. Er wurde ins Lazarett nach Deutschland gebracht, nach 14 Tagen musste er aber bereits wieder nach Russland. Inzwischen arbeitete Annemarie als Lehrerin an einer Mittelschule. Im Dezember 1943 traff ein Granatsplitter Boll am Kopf, woraufhin er bis Mai 1944 im Lazarett in Odessa lag. Im August 1944 falschte Boll nach einer Rdckenverletzung durch eine Handgranate einen Befehl, wodurch er schlieBlich nach Metz geschickt wurde, was jedoch niemand bemerkte. Nach einem kurzen Urlaub musste er weiter an der Ostfront dienen. Im April 1945 wurde er von den Amerikanern gefangengenommen. Am 8.5.1945 kapitulierte Deutschland, Boll und die dbrigen Gefangenen wurden freigelassen.
   Im November 1945 kehrte Boll aus der Kriegsgefangen-schaft nach Koln heim. Die unmittelbaren Nachkriegsjahre

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waren fdr Boll eine harte Zeit. Auf der einen Seite musste er Geld verdienen, um seine Familie zu ernahren, die sich schnell vergroBerte: Zwischen 1947 und 1950 wurden seine drei Sohne Raimund, Rene und Vincent geboren. Auf der anderen Seite wollte er seinen Traum vom Schreiben als Lebensinhalt nicht aufgeben. Um Lebensmittelkarten zu erhalten, immatrikulierte er sich an der Universitat, arbeitete zeitweise in der von einem seiner Brader fortgeffihrten Schreinerei, wahrend Annemarie Boll als Lehrerin unterrichtete.
   Seine erste publizierte Erzahlung, Aus der „Vorzeit“, erschien am 3. Mai 1947 im Rheinischen Merkur, gekdrzt von achtzehn Manuskriptseiten auf eineinhalb. 1949 veroffentlichte er den Roman Der Zug war punktlich, der ebenso wie Wo warst du, Adam? (1951) das Erlebnis des Krieges behandelte. Im Mittelpunkt der beiden folgenden Romane — Und sagte kein einziges Wort (1953) und Haus ohne Huter (1954) — stand das durch unzulangliche Lebensbedingungen gefahrdete Familienleben.
   Im Mai 1951 wurde er zur 8.Tagung der berdhmten Gruppe 47 eingeladen. Er las „Die schwarzen Schafe“ und gewann 1000 DM. Fortan lebte Boll als freier Schriftsteller. 1952 wurde er Dritter beim Erzahlerpreis des Sdddeutschen Rundfunks, gewann den Deutschen Kritikerpreis 1953, die Ehrengabe des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie 1954, den Preis der „Tribune de Paris“ 1955 und wurde 1953 zum Mitglied der Deutschen Akademie ffir Sprache und Dichtung gewahlt.

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    Betrachtet man sein Leben in den folgenden Jahrzehnten, dann stellt man einige auffallige Momente und Wesenszdge im Leben von Heinrich Boll fest. Da ist zuerst und vor allem seine geradezu unwahrscheinlich anmutende Produktivitat. Der Erzahler Boll hat nicht nur viel auf dem Herzen; er erlebt auch die sich verandernde Welt, indem er schreibt. Da sind seine weit dber hundert Kurzgeschichten, Satiren, viele kleinere und bis zu romanhafter Lange reichende groBe Erzahlungen. Da sind seine Romane Billard um halb zehn (1959), Ansichten eines Clowns (1963), Dr.Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren (1958), die Erzahlung Ende einer Dienstfahrt (1966), Gruppenbild mit Dame (1971), FursorglicheBelagerung (1979) sowie der kurz nach seinem Tod erschienene Roman Frauen vor Flufl-landschaft. Dardber hinaus schrieb er sein viel gelesenes Irisches Tagebuch (1957) (er ging fdr ein dreiviertel Jahr nach Irland, seine Familie nahm er wie gewohnlich mit), unzahlige Essays, Artikel und Rezensionen. Nicht vergessen darf man seine Horspiele und Horbilder sowie die Uber-setzungen, die er oft gemeinsam mit seiner Frau erarbeitete. Auch auf dem Gebiet des Theaters versuchte er sich, wovon zum Beispiel das im Dezember 1961 uraufgefdhrte Stdck Ein Schluck Erde zeugt. Viele seiner Arbeiten, wie zum Beispiel Das Brot der fruhen Jahre, Ansichten eines Clowns, Ende einer Dienstfahrt oder Die verlorene Ehre der Katharina Blum wurden sowohl inszeniert als auch verfilmt.
    Ende der sechziger Jahre erkrankte Boll. Haufige Sanato-rien — Aufenthalte in der Schweiz, die er seit 1976 unternahm,


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brachten keine endgbltige Besserung. Als er Ende 1979 mit seiner Frau zu seinem Sohn Vincent nach Quito in Ecuador reiste, kam es zum Zusammenbruch. Er musste sich einer komplizierten Operation unterziehen. Nach seiner Rtickkehr 1980 nach Deutschland kam es zu der zweiten schweren Operation mit mehrmonatigem Krankenhausaufenthalt. Als er 1985 erneut operiert werden musste, starb er nur einen Tag nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus — am 16. Juli 1985 — in seinem Haus in Langenbroich. Beigesetzt wurde Heinrich Boll auf dem Friedhof von Bornheim-Merten.


        „Uber mich selbst“

    Im Jahre 1958 schrieb Heinrich Boll den kleinen Aufsatz „Uber mich selbst“, der die geistigen und sozialen Wurzeln seiner Existenz sichtbar macht:

    „Geboren bin ich in Koln, wo der Rhein, seiner mit-telrheinischen Lieblichkeit dberdrdssig, breit wird, in die totale Ebene hinein auf die Nebel der Nordsee zuflieBt; wo weltliche Macht nie so recht ernst genommen worden ist, geistliche Macht weniger ernst, als man gemeinhin in deutschen Landen glaubt; wo man Hitler mit Blumentopfen bewarf, Goring offentlich verlachte, den blutrdnstigen Gecken, der es fertigbrachte, sich innerhalb einer Stunde in drei verschiedenen Uniformen zu prasentieren; ich stand, zusammen mit Tausenden Kolner Schulkindern Spalier, als er in der dritten Uniform, einer weiBen, durch die Stadt fuhr;

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ich ahnte, dass der bdrgerliche Unernst der Stadt gegen die neu heraufziehende Mechanik des Unheils nichts ausrichten wdrde; geboren in Koln, das seines gotischen Domes wegen berdhmt ist, es aber mehr seiner romanischen Kirchen wegen sein mdsste; das die alteste Judengemeinde Deutschlands beherbergte und sie preisgab; Bdrgersinn und Humor richteten gegen das Unheil nichts aus, jener Humor, so berdhmt wie der Dom, in seiner offiziellen Erscheinungsform schreckener-regend, auf der StraBe manchmal von GroBe und Weisheit.
   Geboren in Koln, am 21. Dezember 1917, wahrend mein Vater als Landsturmmann Brdckenwache schob; im schlimmsten Hungerjahr des Weltkrieges wurde ihm das achte Kind geboren; zwei hatte er schon frdh beerdigen mdssen; wahrend mein Vater den Krieg verfluchte und den kaiserlichen Narren, den er mir spater als Denkmal zeigte. „Dort oben“, sagte er, „reitet er immer noch auf seinem Bronzegaul westwarts, wahrend er doch schon so lange in Doorn Holz hackt“; immer noch reitet er auf seinem Bronzegaul westwarts. Meine vaterlichen Vorfahren kamen vor Jahrhunderten von den Britischen Inseln, Katholiken, die der Staatsreligion Heinrichs VIII. die Emigration vorzogen. Sie waren Schiffszimmerleute, zogen von Holland herauf rheinaufwarts, lebten immer lieber in Stadten als auf dem Land, wurden, so weit von der See entfernt, Tischler. Die Vorfahren mdtterlicherseits waren Bauern und Bierbrauer; eine Generation war wohlhabend und tdchtig, dann brachte die nachste den Verschwender hervor, war die dbernachste

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arm, brachte wieder den Tdchtigen hervor, bis sich im letzten Zweig, aus dem meine Mutter stammte, alle Weltverachtung sammelte und der Name erlosch.
    Meine erste Erinnerung: Hindenburgs heimkehrende Armee, grau, ordentlich, trostlos zog sie mit Pferden und Kanonen an unserem Fenster vordber; vom Arm meiner Mutter aus blickte ich auf die StraBe, wo die endlosen Kolonnen auf die Rheinbrdcken zumarschierten; spater: die Werkstatt meines Vaters: Holzgeruch, der Geruch von Leim, Schellack und Beize; der Anblick frischgehobelter Bretter, das Hinterhaus einer Mietskaserne, in der die Werkstatt lag; mehr Menschen, als in manchem Dorf leben, lebten dort, sangen, schimpften, hangten ihre Wasche auf die Recks; noch spater: die klangvollen germanischen Namen der StraBen, in denen ich spielte: Teutoburger -, Eburonen -, VeledastraBe, und die Erinnerung an Umzdge, wie mein Vater sie liebte, Mobelwagen, biertrinkende Packer, das Kopfschdtteln meiner Mutter, die ihren Herd liebte, auf dem sie das Kaffeewasser immer kurz vor dem Siedepunkt zu halten verstand. Nie wohnten wir weit vom Rhein entfernt, spielten auf FloBen, in alten Festungsgraben, in Parks, deren Gartner streikten; Erinnerung an das erste Geld, das ich in die Hand bekam, es war ein Schein, der eine Ziffer trug, die Rockefellers Konto Ehre gemacht hatte: 1 Billion Mark; ich bekam eine Zucker-stange dafdr; mein Vater holte die Lohngelder fdr seine Gehilfen in einem Leiterwagen von der Bank; wenige Jahre spater waren die Pfennige der stabilisierten Mark schon

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